Eine kritische Lehrbuchanalyse

Universität Siegen
Grado: debutante
Topic: Reflexión sobre economía
Format: Dossier

Universität Siegen

Diese Seite bietet einen Überblick über eine Studienreihe der Universität Siegen. Die Studienreihe Kritische Lehrbuchanalyse untersucht, ob die vielfach geäußerte Kritik an der Volkswirtschaftslehre gerechtfertigt ist. Zunächst wird der allgemeine Zustand der Wirtschaftswissenschaften sowohl in Deutschland als auch international beleuchtet. Anschließend wird untersucht, welche Lehrbücher eingesetzt werden. Schließlich stehen die Inhalte selbst im Fokus: Welches Bild wird dort von den Wirtschaftswissenschaften gezeichnet?


Über den Zustand der Wirtschaftswissenschaften:

Wie einseitig ist die Wirtschaftswissenschaft? Ein Internationaler Vergleich

Ein Literaturüberblick von Elsa Egerer.

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Status Quo der VWL in Deutschland – empirische Untersuchungen

Ein Literaturüberblick von Elsa Egerer.

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Lehrbücher in der VWL:

Welche Lehrbücher werden in der VWL verwendet?

Auszug aus der Studie „Quantitative Untersuchung der Verwendung von Einführungslehrbüchern“ von Elsa Egerer und Christian Rebhan.

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Inhaltliche Lehrbuchkritik:

Hal Varians „Grundzüge der Mikroökonomie“ – eine Kritik

Auszug aus der Studie „Eine kritische Analyse an deutschen Hochschulen vorherrschender Einführungen in die Mikro- und Makroökonomie und plural-heterodoxe Alternativlehrbücher“ von Helge Peukert und Christian Rebhan.

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Eine plurale Sicht des (Wohnungs)marktes

Auszug aus der Studie „Eine kritische Analyse an deutschen Hochschulen vorherrschender Einführungen in die Mikro- und Makroökonomie und plural-heterodoxe Alternativlehrbücher“ von Helge Peukert und Christian Rebhan.

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Das Unternehmen aus der Sicht des Mainstreams

Auszug aus der Studie „Eine kritische Analyse an deutschen Hochschulen vorherrschender Einführungen in die Mikro- und Makroökonomie und plural-heterodoxe Alternativlehrbücher“ von Helge Peukert und Christian Rebhan.

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Oliver Blanchards und Gerhard Illings Makroökonomie – alter Wein aus neuen Schläuchen?

Auszug aus der Studie „Eine kritische Analyse an deutschen Hochschulen vorherrschender Einführungen in die Mikro- und Makroökonomie und plural-heterodoxe Alternativlehrbücher“ von Helge Peukert und Christian Rebhan.

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Worum geht's in der Studienreihe?

Es ist nicht verwunderlich, dass sich nach der großen Finanzkrise in den Nuller Jahren dieses Jahrhunderts vermehrt kritische Stimmen zu Wort melden. Haldane, Chefökonom der Bank of England, räumt ein: “It’s a fair cop to say the profession is to some degree in crisis. It’s not the first time it has happened. It happened back in the 1930s and [during] the Great Depression.” (Inman 2017). Tatsächlich entwickelte sich die neue Welle der Kritik an der ökonomischen Disziplin und insbesondere der Lehre der Wirtschaftskrise jedoch bereits vor der Krise, auch wenn sie durch diese stark an Momentum gewonnen hat.

Bereits im Jahr 1991 attestiert beispielsweise die Commission on Graduate Education in Economics der Ausbildung graduierter Ökonomen in den USA Handlungsbedarf. Dabei gründet sich die Kommission als Antwort auf einen “anschwellenden Beschwerdekanon“ (Krueger 1991, S. 1035). So wurde bei einer 1986 von der National Science Foundation abgehalten Konferenz die Abkopplung der Graduiertenausbildung von realwirtschaftlichen Fragen beklagt. Eine Auffassung die von einer “ausreichend hohen Anzahl” (ebd, S. 1035) von Ökonomen und Nichtökonomen geteilt zu werden schien. Zudem erschien die Unzufriedenheit nichtakademischer Arbeitgeber als handlungsweisend. Im Cogee Report beschreibt Krueger die Ausbildung sogenannter “Idiot savants” (ebd., S. 1044) mit folgendem Beispiel: “Bright students who have no difficulty following complex mathematical  arguments nonetheless stumble over standard undergraduate miroceonomic questions – such as when to cut down a tree.” Und weiter “It appears that mastery of technique has supplanted mastery […] of intuitive economic analysis […]”. Der Report verhallte jedoch im Leeren. Im Wesentlichen, so Colander, habe es keine Reaktion gegeben (Colander 1998).

Die Ursprünge der jüngsten kritischen Studierendenbewegung in Europa datieren ebenfalls einige Jahre vor der Krise.1 Im Sommer 2000 beklagen Studierende der Sorbonne in Paris eine „autistische“ Wirtschaftswissenschaft. Die Forderungen ähneln bereits dem „offenen Brief“, welchen die Internationale Studierendeninitiative für Pluralismus in den Wirtschaftswissenschaften (ISIPE) 14 Jahre später veröffentlicht. Auf 15 Sprachen fordern hier 82 Studierendeninitiativen aus 31 Ländern mehr Vielfalt in den Wirtschaftswissenschaften und eine Abkehr von Formalisierung als Selbstzweck. Unterstützung erfährt die Initiative auch in Teilen aus der Professorenschaft, hier vermehrt aus dem heterodoxen Lager. Anschlussfähig ist die Initiative in Deutschland u. a. im bereits 1972 gegründeten „Arbeitskreis für Politische Ökonomie“, welcher sich als Ort der „alternative[n] Wissenschaftsaneignung“ und „offene[n] Diskursatmosphäre“ versteht (Grözinger 2017).

Im deutschsprachigen Raum bildet das „Netzwerk Plurale Ökonomik“ die Dachorganisation von mittlerweile 31 lokalen Studierendengruppen. Auch das internationale Netzwerk „Rethinking Economics“ stützt sich auf 129 lokale Initiativen. Hinsichtlich der Kritik an den Wirtschaftswissenschaften weißt auch Rethinking Economics auf die lange Tradition derselben hin: „The idea that economics as a discipline is narrow, inward-looking or broken is one that has been present for over four decades.” (Rethinking Economics 2017). Gleichwohl ist nicht von der Hand zu weisen, dass sich die Dynamik der Kritik in der letzten Dekade verstärkt hat und aus der Disziplin heraus auch ins öffentliche Interesse gerückt ist. Auslöser dafür ist - ohne Frage - die Finanz- und Eurokrise.

Die Kritik an den Wirtschaftswissenschaften kommt dabei nicht nur „von außen“ bzw. von Studierendenseite. Auch bekannte Größen innerhalb der Disziplin sehen Probleme. So beobachtet beispielsweise Romer „mehr als 3 Jahrzehnte des intellektuellen Rückschritts“ (Romer 2000, S.2) im Bereich der Makroökonomik . Auch der Nobelpreisträger Krugman sieht seinen Berufsstand “vom Weg abgekommen” (Krugman 2009). „[L]ittle more than an exercise in curve fitting, with an arbitrarily chosen set of moments generated by the model contrasted with reality” lautet die Beschreibung, welche Stiglitz, ebenfalls Nobelpreisträger, für die moderne Makroökonomik wählt. (Stiglitz 2017, S. 3). Während im Bereich der Makroökonomik auch von jenen Ökonomen, die im Mainstream erfolgreich sind/waren, Kritik geübt wird, scheint diese im Bereich der Mikroökonomik eher heterodoxen Ökonomen vorbehalten. Bereits 1983 gibt hier beispielsweise Eichner zu bedenken: „The strong suspicion surrounds [the neoclassical core constructs] that rather than serving as the basis for further work in economics, they each represent a source of fundamental error that needs to be corrected before any scientific progress will be possible within the discipline” (Eichner 2015, S. 511).

Im Allgemeinen finden sich drei miteinander verwobene Strömungen der Kritik. Zum einen wird die „Mainstreamökonomik“ inhaltlich kritisiert. Zum anderen wird die institutionelle Beschaffenheit von Forschung und Lehre bemängelt.

Einige Schlaglichter der inhaltlichen Kritik von Ökonomen und Nichtökonomen lassen sich wie folgt skizzieren: Die auf die Krise bezugnehmende Frage von Queen Elisabeth II. „Why did nobody notice it“ (Pierce 2008) mag als Beispiel für die Bemängelung der Prognosefähigkeit angeführt werden oder, im weiteren Sinne, als Kritik am Unvermögen der Disziplin wichtige (mögliche) Entwicklungen zu benennen, bzw. vor problematischen Entwicklungen zu warnen (Vgl. z. B. Krugman 2009). In diesem Zusammenhang wird die Ökonomik auch als realitätsferne Disziplin beschrieben (z. B. Binswanger 2016). Hieran schließt sich die Kritik einer hoch formalisierten Wissenschaft an (Vgl. z. B. Giacovelli 2016), die den Blick für die Beantwortung wichtiger Fragen unserer Zeit verloren habe. Ein Goodhardt zugeschriebenes Zitat über DSGE Modelle verdeutlicht dies: „They exclude everything that I am interested in.“ (Buiter 2009). Andere Kritiker erachten die Disziplin als logisch inkonsistent. So seien beispielsweise mathematisch erforderliche Aggregationsbedingungen nicht gegeben bzw. können sich multiple Gleichgewichte ergeben (Sonnenschein 1972; Hill und Myatt 2010). McCloskeys Methodenkritik unterstellt der „Mainstreamökonomik“ den selbst gesetzten Ansprüchen einer quantitativen, formalisierten Disziplin in der Realität nicht gerecht zu werden und stattdessen „Geschichten zu erzählen“, die das mathematische Modell anhand eines Narrativs mit der Realität verknüpfen (McCloskey 1983, S. 505). Des Weiteren wird die Erklärungsschwäche des Mainstreams an den Verbindungspunkten zwischen den selbst gesetzten, arbiträr anmutenden Grenzen bemängelt –  zwischen langer und kurzer Frist, realen und nominalen Variablen oder auch Mikro- und Makroökonomik (Vgl. z. B. King 2014; Cassone in Baldassarri 1992 S.22, Galbraith 1987, S. 323) Ähnlich wird argumentiert, dass die gängigen Modelle sich nicht mit der dynamischen Entwicklung im Falle eines Marktungleichgewichts beschäftigten und auch hier wenig Erklärungsgehalt zum Verständnis des Marktgeschehens beitrügen (z. B. Hill und Myatt 2010). Kritisiert wird des Weiteren die Ergodizitätsannahme (z. B. Davidson 2012), die ein stabiles durchschnittliches Systemverhalten unterstellt und beispielsweise Pfadabhängigkeiten per Annahme ausschließt (bzw. ausschließen muss). Diese Flanke wird auch von der evolutorischen Ökonomik aufgegriffen, welche u. a. die Bedeutung von (sich verändernden) Institutionen für die Produktions- und Verteilungssphäre der Wirtschaft betont. Bemängelt wird ferner das im „Mainstream“ Verwendung findende Menschenbild des rationalen, unersättlichen „Homo Oeconomicus“. Aus politischer Sicht wird die Tendenz zum Marktliberalismus, die Abwesenheit von Gerechtigkeitsfragen, Diskriminierung und nicht zuletzt der Ökologie angemerkt. In diesem Sinne ergeben sich inhaltliche Überschneidungen mit ökologischen Bewegungen (z. B. der Postwachstumsströmung), sozialkritischen Initiativen wie dem Feminismus sowie bspw. Geldreformbewegungen. 

Die Kritik der evolutorische Ökonomik demonstriert die Verknüpfung der inhaltlichen Kritik wirtschaftswissenschaftlicher Theorie mit der Kritik an den Institutionen „Lehre“ und „Forschungsbetrieb“ der Wirtschaftswissenschaft. So ist offensichtlich, dass eine klare Trennung zwischen den verschiedenen Ebenen nicht gezogen werden kann, da die wissenschaftliche Lehre (auch) die ökonomische Realität durch ihren Einfluss auf wirtschaftspolitische Institutionen prägt. Zudem ist eine direkte Verknüpfung zwischen Lehre und Forschung nicht von der Hand weisen. „Today’s curricula may affect tomorrow’s research” (Gärtner et al. 2013, S. 407). Lehre und Forschung beeinflussen sich gegenseitig, obgleich die Rückwirkung neuer Forschungsprogramme auf die Lehre ins Stocken geraten kann.

Als Reaktion auf die Finanzkrise bemerkt Blinder: „The bad news is that the current curriculum fails to give students even imperfect answers.”(Blinder 2010, S. 2). Scharfe Kritiker gehen weiter und bewerten die wirtschaftswissenschaftliche Lehre aus pädagogischer Sicht als Indoktrination (z. B. Reardon 2014, Earl et al. 2017). So bemängeln beispielsweise die kritischen Studierendenintitativen eine starke Einseitigkeit der Lehre und zu wenig Raum für Reflektion. Aus dieser Bestandsaufnahme werden folgende Forderungen abgeleitet: 1. Inhaltlicher Pluralismus 2. Methodischer Pluralismus 3. Transdisziplinarität 4. Reflexion. Konkret fordern die Studierenden die gleichwertige Behandlung heterodoxer Theorien, die Lehre qualitativer Methoden sowie Fächer zu Ideengeschichte und Wirtschaftsgeschichte. Zudem sollen sich die Wirtschaftswissenschaften als Sozialwissenschaft offen gegenüber anderen Disziplinen zeigen. Zwischen den Zeilen lässt sich im offenen Brief der Wunsch nach der Orientierung an aktuellen gesellschaftlichen Fragestellungen ablesen. (ISIPE 2014)

Die kritische Bewegung der „Pluralen Ökonomik“ steht in Deutschland in Teilen in Kontrast zur öffentlichkeitsdominanten Stimme des marktliberalen bzw. angebotsorientierten Flügels der Wirtschaftswissenschaft (Vgl. Grimm et al), wie er sich beispielsweise im Hamburger Apell äußert (Funke et al. 2005). Gemeinsamkeiten lassen sich jedoch in Teilen in der methodischen Kritik, d. h. der Verengung der Wirtschaftswissenschaft auf mathematische Gleichgewichtsmodelle sowie dem institutionellen Ausdünnen der Wirtschaftsgeschichte, der Ideengeschichte und nicht zuletzt der Wirtschaftspolitik, finden.

In den letzten Jahren hat die Forderung nach einer pluraleren Wirtschaftswissenschaft neben Konferenzen auch neue Forschungsvorhaben zur Untersuchung der eigenen Disziplin sowie institutionalisierte Lehrinitiativen hervorgebracht. Im November 2015 fand der Kongress “Teaching Economics in the 21st century” in Berlin statt. Die Cusanus-Hochschule und die Universität Siegen richteten neue Studiengänge, die sich einer pluralistischen ökonomischen Lehre verschreiben, ein. Auch an anderen Universitäten werden Professuren für Plurale Ökonomik geschaffen. Neben Duisburg-Essen ist hier auf den schleswig-holsteinischen Koalitionsvertrag hinzuweisen, in dem sich Schwarz-Grün auf eine Professur für Plurale Ökonomik einigten. Verschiedene Institute, die sich im Bereich der Pluralen Ökonomik ansiedeln, sind in Gründung bzw. bereits gegründet. Zu nennen sind hier beispielsweise das Institut für Plurale Ökonomik der Universität Siegen, das Institut für Ökonomie der Cusanus Hochschule, das Institut für zukunftsfähige Oekonomien (Zoe) oder auch spezifischer heterodoxe Institute wie das Postgrowth-Economics-Network (PEN) und die Academy for New European Political Economics e.V. (ANEP). Zudem erscheinen seit der Berliner Tagung weitere heterodox-plurale Lehrbücher (u.a. das von INET angeregte Core-Projekt) und die Forschungsstelle für gesellschaftliche Weiterentwicklung fördert neben eigenen Buchpublikationen Forschungsprojekte zum Status Quo der Wirtschaftswissenschaft in Deutschland. Neben der Gründung der „Gesellschaft für sozio*ökonomische Bildung und Wissenschaft (GSÖBW)“ sind des Weiteren die zahlreichen zwischenzeitlichen Aktivitäten und Diskussionen im Netzwerk Plurale Ökonomik hervorzuheben.

Die vorliegende Studie knüpft an die Untersuchungen von Beckenbach et al. 2016, Fauser und Kaskel 2016 sowie den Sammelband zu „Blinde[n] Flecken der Lehrbuchökonomie“, herausgegeben von van Treeck und Urban 2016, an. Zur Untersuchung der gegenwärtigen Lehrsituation der Wirtschaftswissenschaften in Deutschland initiierte das Netzwerk Plurale Ökonomik in Kooperation mit der Universität Kassel und gefördert von der Hans-Böckler-Stiftung ein zweijähriges Forschungsprojekt, welches in der Veröffentlichung von Beckenbach, Daskalakis und Hofmann u. a. die Existenz eines Mainstreams in der Ökonomik bestätigt. Fauser und Kaskel analysieren die Curricula der wirtschaftswissenschaftlichen Studiengänge in Deutschland und beschreiben die Bedeutung des Kerns: Mikroökonomik, Makroökonomik und quantitative Methoden. Weitere Studien werden u. a. von der Forschungsgemeinschaft für gesellschaftliche Weiterentwicklung (FGW) in der Sparte „Neues ökonomisches Denken“ gefördert. Im 2016 erschienen Sammelband werden ökonomische Lehrbücher kritisch rezensiert.

Auch die vorliegende Studie wurde von der FGW in Auftrag gegeben. Sie widmet sich ebenfalls dem Forschungsobjekt „Lehrbuch“. Das Lehrbuch nimmt in der wirtschaftswissenschaftlichen Lehre eine besondere Rolle ein, da häufig eng am Text gelehrt wird (Vgl. z. B. Boskin, S. 26). Des Weiteren stellen einige Verlage neben dem Haupttext auch ergänzende Materialien wie Foliensätze zur Verfügung.

Zwei Thesen werden der folgenden Untersuchung vorangestellt, die es zu untersuchen gilt:

  1. Der Markt für Lehrbücher der Volkswirtschaftslehre ist in Deutschland hoch konzentriert.
  2. Die in den gängigen Lehrbüchern behandelten Inhalte zeichnen ein einseitiges Bild der volkswirtschaftlichen Lehre.

Bezugnehmend auf Samuelson’s Lehrbuch bemerkt Skousen: „looking back at Samuelson's text is like looking into a mirror […] If we are uncomfortable with some of what we see in that mirror, then we must also feel uncomfortable with the version of economics that was taught, and perhaps also uncomfortable with the impact that the teaching of economics may have had on the economy.” (Skousen, S. 138). In diesem Sinne bietet auch die vorliegende Studie eine Reflexionsgrundlage für den Stand der Wirtschaftswissenschaften in Deutschland. Normativer Ausgangspunkt ist dabei die Wertschätzung eines pluralistischen Bildungsideals sowie die Überzeugung, dass eine vielfältige Wirtschaftswissenschaft besser geeignet ist, Antworten auf die multidimensionalen Krisen unserer Zeit zu liefern.

 

Literaturverzeichnis

Baldassarri, Mario (1992): Keynes and the economic policies of the 1980s. New York, N.Y.: St. Martin's Press in association with Rivista di Politica Economica, SIPI, Rome (Central issues in contemporary economic theory and policy).

Beckenbach, Frank; Daskalakis, Maria; Hofmann, David (2016): Zur Pluralität der volkswirtschaftlichen Lehre in Deutschland. Eine empirische Untersuchung des Lehrangebotes in den Grundlagenfächern und der Einstellung der Lehrenden. 1. Auflage. Marburg: Metropolis-Verlag.

Binswanger, Matthias (2016): Kümmert euch wieder um die Wirklichkeit! In: Zeit online, 26.11.2016. Online verfügbar unter http://www.zeit.de/2016/47/oekonomie-geldpolitik-gleichgewicht, zuletzt geprüft am 02.10.2017.

Blinder, Alan (2010): Teaching Macro Principles after the Financial Crisis. In: The Journal of Economic Education 41 (4), S. 385–390. DOI: 10.1080/00220485.2010.510394.

Buiter, Willem (2009): The unfortunate uselessness of most 'state of the art' academic monetary economics. Financial Times.

Colander, D. (1998): The Sounds of Silence. The Profession's Response to the COGEE Report. In: American Journal of Agricultural Economics 80 (3), S. 600–607. DOI: 10.2307/1244566.

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Dürmeier, Thomas; Egan-Krieger, Tanja von; Peukert, Helge (Hg.) (2006): Die Scheuklappen der Wirtschaftswissenschaft. Postautistische Ökonomik für eine pluralistische Wirtschaftslehre. Marburg: Metropolis-Verl.

Eichner, Alfred S. (2015): Can Economics Become a Science? In: Challenge 29 (5), S. 4–12. DOI: 10.1080/05775132.1986.11471111.

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Giacovelli, Sebastian (2016): Formelideal und Problemlösung – Über den Gebrauch mathematischer Formeln in der reinen Mathematik und der mathematisierten Ökonomik, zuletzt geprüft am 10.03.2017.

Grözinger, Gerd (2017): Arbeitskreis Politische Ökonomie. Online verfügbar unter https://www.uni-flensburg.de/sozial-und-bildungsoekonomik/akpoloek/, zuletzt geprüft am 03.10.2017.

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McCloskey, Donald (1983): The Rhetoric of Economics. In: Journal of Economic Literature 21 (2), S. 481–517, zuletzt geprüft am 03.10.2017.

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Romer, David (2000): Keynesian Macroeconomics without the LM Curve. Cambridge, MA: National Bureau of Economic Research.

Sonnenschein, Hugo (1972): Market Excess Demand Functions. In: Econometrica 40 (3), S. 549. DOI: 10.2307/1913184.

Stiglitz, Joseph (2017): Where Modern Macroeconomics Went Wrong. Cambridge, MA: National Bureau of Economic Research.

van Treeck, Till; Urban, Janina (Hg.) (2016): Wirtschaft neu denken. Blinde Flecken der Lehrbuchökonomie. iRights.Media Verlag. 1. Auflage. Berlin: iRights Media.

 

Makroökonomik (Vgl. z. B. King 2014; Cassone in Baldassarri 1992 S.22, Galbraith 1987, S. 323)

 

[1] Siehe auch Dürmeier et al. 2006: Die Scheuklappen der Wirtschaftswissenschaft.


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