Sommerakademie für plurale Ökonomik 2018: Zehn Jahre nach dem Crash
Die Finanzkrise von 2008 steht sinnbildlich für die Grenzen, an die das gegenwärtige Wirtschaftssystem stößt. Und damit offenbart sich auch eine tiefe Krise des ökonomischen Denkens. Wirtschaftsstudierende weltweit, die sich mit diesen Herausforderungen befassen wollen, müssen feststellen, dass ihr Studium keine ausreichenden Antworten liefert. Stattdessen wird ihnen eine abstrakte Modellwelt präsentiert, in der die Kräfte von Angebot und Nachfrage mit mechanischer Gesetzmäßigkeit Gleichgewichte auf Märkten erzeugen und Krisen nur als externe Erschütterungen, d.h. temporäre Abweichungen vom perfekten Normalzustand, in Erscheinung treten.
Die aktuellen politischen und gesellschaftlichen Herausforderungen verlangen auch Antworten von den Wirtschaftswissenschaften. Doch die vorherrschende ökonomische Lehrmeinung zeigt sich weithin unbeeindruckt.
Anstatt kluge Konzepte und neue Ideen zu entwickeln, beackern Ökonom*innen emsig die intellektuellen Themenfelder der vergangenen Jahrzehnte: Wachstum und Produktivität, Effizienz und Rationalität, Gleichgewichte und exogene Schocks. Die drängenden Fragen unserer Zeit bleiben unbeantwortet: Endliche Ressourcen, Klimawandel, soziale Gerechtigkeit, globale Machtstrukturen, Modelle eines guten Lebens.
Das möchten wir ändern. Und deshalb gibt es die Sommerakademie. Wir wollen über den Tellerrand schauen und den Blick weiten für andere und neue Perspektiven auf Ökonomie. Wir wollen Menschen unterschiedlicher Herkunft, Fachrichtungen und Sichtweisen miteinander ins Gespräch bringen und gemeinsam den Blick schärfen für die in der Wirtschaftswissenschaft oft verschwiegenen Grundlagen und Grenzen der neoklassischen Theorie. Denn die Welt ist vielfältiger, als eine Theorie allein es fassen kann.