Plurale Sommerakademie Workshops 2023

Allgemeine Informationen 

Unsere Workshops sind das Herzstück unserer Sommerakademie. Unser Ziel ist es, Euch eine intensive und vertiefte Lernerfahrung zu bieten, weshalb Ihr während der gesamten Sommerakademie an einem Workshop teilnehmen werdet. Wie aus dem Ablaufplan ersichtlich, besteht das Programm aus 6 Workshop-Sitzungen mit interdisziplinärem Austausch und Nachbereitung.

Die Workshops sind so konzipiert, dass ihr eine Einführung in den jeweiligen Bereich des wirtschaftlichen Denkens erhaltet. Abgesehen von einem allgemeinen Interesse an Wirtschaftsfragen sind daher keine Vorkenntnisse erforderlich. Alles, was du brauchst, ist die Lust, dich mit einer bestimmten Denkschule zu beschäftigen.

Workshop 1: Einführung in die Feministische Ökonomik

Ines Heck (University of Greenwhich) 

Der Workshop „Einführung in die Feministische Ökonomik“ soll Teilnehmenden einen Überblick über die Denkschule der Feministischen Ökonomik geben. Grundbegriffe, Subjekte und Kritiken des Feminismus werden kritisch diskutiert und Alternativen aufgezeigt. Ziel des Workshops ist, dass Teilnehmende einen differenzierten Einblick in die Feministische Ökonomik erlangen und einen konstruktiven Zugang als Alternative zu anderen Denkschulen erarbeiten. Das schließt u.a. verschiedene Strömungen des Feminismus und seiner Manifestation in der Feministischen Ökonomik ein sowie einen historischen Abriss über Frauen in der Ökonomik bzw. die Geschichte der Feministischen Ökonomik. Ebenso wird ein Überblick über Methoden- und Datenprobleme gegeben, Feministische Makroökonomik eingeführt und Intersektionalität in der Feministischen Ökonomik thematisiert. Am Ende des Workshops sollen Workshopteilnehmende befähigt sein, kritische und differenzierte Diskussionen über die Kernthemen der Feministischen Ökonomik zu führen, inklusive Themenkomplexen wie Care- und Reproduktionsarbeit, unbezahlte Arbeit inner- und außerhalb der kapitalistischen Kernfamilie, Gender Pay Gap, geschlechtssensible Fiskalpolitik uvm.

Sprache: Deutsch

Workshop 2: Entwicklungsökonomik

Dr. Pooja Balasubramanian (German Institute of Development and Sustainability) 

Entwicklungsökonomische und entwicklungspolitische Ansätze müssen an den Herausforderungen des Globalen Südens gemessen werden und auf ihre ideologischen Hintergründe und ihre historische Wirksamkeit geprüft werden. Dieser Workshop wird eine kritische Auseinandersetzung mit verschiedenen aktuellen Trends und Agenden im Bereich der Entwicklungsökonomik ermöglichen und dabei globale wirtschaftspolitische Ungleichgewichte beachten. Einzelne mikroökonomische Ansätze und ihre Umsetzung werden in makroökonomischen Verflechtungen und Dynamiken eingeordnet. Der Workshop wird sich vor allem mit Aspekten wie Finanzialisierung, Verschuldung und sozialer Reproduktion befassen und damit, wie der Entwicklungsdiskurs diese Themen (falsch) behandelt.

Sprache: Englisch 

Workshop 3: Kritik des Kapitalismus. Einführung in die Kritik der Politischen Ökonomie nach Karl Marx.

Moritz Zeiler hat Geschichte und Politikwissenschaften studiert und ist Mitglied der Gruppe associazione delle talpe.

Seit der Krise 2008ff wird vermehrt Kritik am Kapitalismus laut. Dabei überwiegt meist ein undeutliches Verständnis der kapitalistischen Verhältnisse sowie Ressentiments gegen Banken, Management und ‚die da oben'. Doch Empörung und Anklage Einzelner allein haben die gesellschaftlichen Verhältnisse noch nie zum Besseren verändert, sondern im Gegenteil eher zu Rückschritt und Barbarei geführt. Kritische Untersuchung ökonomischer und politischer Zusammenhänge ist für gesellschaftliche Emanzipation daher unverzichtbar. Die Marx'sche Kritik der politischen Ökonomie wurde zwar im 19. Jahrhundert veröffentlicht, bietet aber nach wie vor eine der profundesten Analysen des Kapitalismus. Mit dem Workshop wird in zentrale Begriffe von Marx eingeführt. Unter anderem interessieren folgende Fragen: Was unterscheidet Kapitalismus von früheren Gesellschaftsepochen? Was versteht Marx unter Ware, Wert, Geld und Kapital? Welche Bedeutung haben bei ihm Fetischismus, Klasse und Staat? Beim Workshop werden zentrale Passagen des ersten Bandes des Marx'schen Kapitals gemeinsam gelesen und diskutiert. Neben einem einführenden Überblick werden zudem die Themen Staat, Krise und Ökologie intensiver besprochen.

Der Workshop wendet sich vor allem an diejenigen, die in eine kollektive Auseinandersetzung mit der Marx'schen Kritik der politischen Ökonomie einsteigen möchten und keine größeren Vorkenntnisse haben. Dabei sollen alle Fragen erlaubt sein und Expert*innendebatten vermieden werden. Der Referent wird moderieren und einen Überblick über verschiedene Lesarten geben. Gewünscht ist gemeinsame Textaneignung und Diskussion.

Sprache: Deutsch

 

Workshop 4: Decolonizing Economics (hybrid)

Michelle Meixieira Groenewald (North-West University, South Africa)

Dieser Workshop soll die Teilnehmer*innen dazu ermutigen, Fragen zu stellen, anstatt endgültige Antworten zu geben. Es wird grundsätzlich die Frage gestellt, ob wir das Wort "Dekolonialisierung" in unserem Streben nach einer besseren Wirtschaft verwenden können oder sogar sollten? Sowohl die Teilnehmer als auch die Dozentin werden dazu ermutigt, über ihre eigene Position zu reflektieren, wie sie zu ihrem "Wissen" gekommen sind.

Die Teilnehmer*innen werden aufgefordert, den Prozess der gemeinsamen Erarbeitung theoretischer Ideen und praktischer Implikationen dessen, was es bedeuten könnte, die Wirtschaft zu dekolonialisieren, zu durchdenken. Es muss betont werden, dass dies nicht als eine Reihe von Regeln verstanden werden sollte, die befolgt werden müssen. Vielmehr ist dies eine Gelegenheit für eine breiter angelegte Diskussion über die Dekolonialisierung; um kontextspezifische Realitäten zu reflektieren (Chelwa, 2016 & Bassier, 2016) und um westliche Ideen in der Ökonomie zu dezentrieren (Alves und Kvangraven, 2021). 

Unter Bezugnahme auf die postkoloniale und dekoloniale Wissenschaft versucht dieser Workshop, bestehende Machthierarchien aktiv zu überdenken. Anstatt dass der gesamte Inhalt ausschließlich von der Dozentin ausgewählt wird, werden die TeilnehmerInnen dazu ermutigt, ein von ihnen gewähltes Thema zu den Vorlesungsmaterialien der Woche hinzuzufügen. Im Sinne der Mitgestaltung können die Teilnehmer auch aktiv wählen, in welcher Form sie die Ergebnisse ihres Workshops präsentieren möchten.

Während sich andere Disziplinen viel intensiver mit den Debatten und Auseinandersetzungen um die Bedeutung der Dekolonisierung beschäftigt haben, hat die Wirtschaftswissenschaft gerade erst begonnen, sich mit diesem äußerst wichtigen Thema auseinanderzusetzen. Zein-Elabdin und Charusheela (2004) argumentieren, dass das postkoloniale Denken einen "übergreifenden 'Rahmen' bieten könnte, in dem wir eine Vielzahl wichtiger heterodoxer Traditionen innerhalb der Wirtschaftswissenschaften neu überdenken können". Dieser Gedanke soll in diesem Workshop weiter erforscht werden, um eine tiefere Auseinandersetzung zu ermöglichen.

Sprache: Englisch 

Dieser Workshop wird hybrid stattfinden. Michelle Groenewald wird hierbei aus Südafrika via Zoom den Workshop geben. 

Workshop 5: Ecological Economics 

Nicholas Fitzpatrick ist Doktorand für Nachhaltigkeit an der NOVA-Universität in Lissabon, Portugal. 

Was ist "die Wirtschaft"? Für ökologische Ökonomen ist die Wirtschaft ein in die Gesellschaft eingebettetes Teilsystem, das wiederum in die Biosphäre eingebettet ist. Diese Sommerreihe bietet eine Einführung in die ökologische Ökonomie und Degrowth in Bezug auf die sozial-ökologische Transformation. Nach dieser Reihe werden Sie in der Lage sein zu verstehen, wie sich eine kritische ökologische Wirtschaftsperspektive von der Mainstream-Ökonomie unterscheidet, insbesondere in Bezug auf Machtverhältnisse, soziale Versorgungssysteme und Strategien. Eine Diskussion, die sich auf das Warum, Was und Wie von Degrowth erstrecken wird. Wenn Sie also Wirtschaft so betreiben wollen, dass der Planet und die Menschen eine Rolle spielen, sind Sie hier genau richtig!

 

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