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"Demokratien im inszenierten Standortwettbewerb" diskutiert die Voraussetzungen und Folgen des Standortwettbewerbs von Grund auf. Wie der Titel schon sagt, wird der Standortwettbewerb nicht geleugnet, aber als eine über Jahrzehnte entstandene – und veränderbare – politische Inszenierung angesehen. Standortwettbewerb ist weder eine notwendige Begleiterscheinung freien Handels, noch eine Voraussetzung breiten Wohlstands. Der Autor zeigt dies in einer weithin "Mainstream-kompatiblen" Weise, auch wenn seine Schlussfolgerungen und Empfehlungen vielen Mainstream-Ökonomen nicht gefallen dürften. Außer den ökonomischen Fragen behandelt das Buch auch rechtliche Aspekte, vom Steuerrecht über das Verfassungsrechts bis zum Europarecht. Es beschäftigt sich mit den Folgen des Standortdenkens, das "wie eine gläserne Wand" auf fast alle Politikbereiche einwirkt, vom ökologischen Umbau der Wirtschaft bis zur Finanzierung der Alterssicherung. Die politische Frage, welche Handlungsspielräume der demokratische Staat haben sollte, so zeigt der Autor, ist auch dann nicht ökonomisch vorentschieden, wenn die traditionellen Ziele der Wohlstandsmehrung weiterhin ihr dominierendes Gewicht behalten sollten.
Das Buch ist auch für Anfangssemester und Vertreter anderer Fachrichtungen gut lesbar, weil es kaum Vorkenntnisse voraussetzt. Dennoch ist es ein Fachbuch und will entsprechend gelesen werden. Die Probleme werden öfter an kleinen Modellen demonstriert, allerdings ohne formale mathematische Darstellungen. Nebenbei rekapituliert das Buch auch eine ganze Menge an klassischen ökonomischen Theorien. Die Befassung mit David Ricardo und der Theorie des komparativen Vorteils ist gründlicher als in den meisten Lehrbüchern. Die Zwischenergebnisse werden jeweils am Ende in Ergebnisboxen zusammengefasst. Das Schlusskapitel gibt Empfehlungen, die die Balance zwischen übermäßiger Abstraktion und nur kurzlebiger Tagesaktualität zu halten suchen. Ab und zu blitzt auch der Humor des Verfassers auf, so, wenn er die vor 10 oder 20 Jahren gängigen Kassandrarufe über den Niedergang der deutschen Wettbewerbsfähigkeit (Hans-Werner Sinns "Basarökonomie" z.B.) mit dem Satz kommentiert: "Publizistisch ist Deutschland schon viele Tode gestorben."