Walter Ötsch legt dar, dass bei aller Unterschiedlichkeit die neoklassische Theorie in der Formulierung Piero Sraffas und die Theorie von Karl Marx in einem Punkt ein gemeinsames Problem aufweisen: Die Konsistenz ihrer jeweiligen Gleichgewichtstheorie ist lückenhaft.
Ötsch zeichnet diese sogenannte Konsistenzdebatte in beiden Denkschulen nach, weist den gemeinsamen "Bauplan" der Gleichgewichtstheorien beider Ansätze nach, und arbeitet schließlich das titelgebende Sraffa-Paradoxon heraus. Dieses ergibt sich aus Sraffas besonderem Beitrag zur ökonomischen Wissenschaftsgeschichte, dass entgegen der üblichen neoklassischen Lesart die Ermittlung des Kapitalstocks als Summe der Geldpreise aller Kapitalgüter ohne Kenntnis der Profitrate nicht möglich sei, umgekehrt aber auch nicht die Ermittlung der Profitrate ohne Kenntnis des Kapitalstocks (ein zentraler Zusammenhang in der Marx'schen Theorie). Diese Erkenntnis ist als die sogenannte Kapitalkontroverse seitdem vehement diskutiert worden; mathematisch gesprochen ergäbe sich aus einem solchen Modell, dass auf Grund der resultierenden Freiheitsgrade zentrale Größen wie der Nominallohn oder aber der Nominalzins exogen vorgegeben werden müssten, die doch im neoklassischen Modell eigentlich als Resultat des Marktprozesses und damit endogen angesehen werden.
Piero Sraffa hat in den 1960er Jahren ohne Zweifel eine zentrale Inkonsistenz der neoklassischen Theorie aufgeworfen; gelöst hat er sie jedoch Zeit seines Lebens nicht.
Walter Ötsch geht einen Schritt weiter und weist nach, dass auch die Theorie von Karl Marx am selben Problem krankt, und welche Konsequenzen sich daraus für die beiden Denkschulen ergeben. Ötsch entwirft schließlich einen Lösungsansatz für dieses Paradoxon und zeigt auf, welche Konsequenzen sich daraus für die Wirtschaftstheorie ergäben.