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Das globale Wirtschaftssystem bringt durch die Übernutzung der globalen Ressourcen und die Verschmutzung der Umwelt lebenswichtige Funktionen des Erdsystems in Gefahr. Dieser Artikel diskutiert Vorschläge einer grünen Ökonomie zu Lösung dieser ökologischen Krise und erläutert verschiedene Aspekte einer Kritik daran.
1) Was ist die ökologische Krise?
Unter dem Begriff der ökologischen Krise werden eine Vielzahl von Phänomenen zusammengefasst, bei denen ein Wirtschaftssystem massive Umweltzerstörungen hervorruft und damit die Lebensgrundlagen von Gesellschaften gefährdet. Die Auswirkungen von einzelnen wirtschaftliche Aktivitäten auf die Umwelt können dabei lokal bis global sein. Der Begriff wird oft in gesellschaftskritischen Kontexten verwendet und soll auf ein Defizit unseres derzeitigen Wirtschaftssystems hinweisen: Die größtenteils privatwirtschaftlich organisierte (oft profitgetriebene) Produktion von Gütern berücksichtigt die Belange der Umwelt nur unzureichend. Zwar hat dieses Wirtschaftssystem – getrieben durch wissenschaftliche und technische Entwicklungen – in den letzten 200 Jahren ein beispielloses Anwachsen der Weltbevölkerung und eine Befreiung von großen Bevölkerungsschichten aus der Armut ermöglicht (auch wenn hier gleichzeitig große Ungleichheiten erzeugt wurden). Nun aber bringen die massiven Umweltauswirkungen zunehmend wichtige Lebensgrundlagen auf unserem Planeten und damit auch die positiven Errungenschaften der Vergangenheit in Gefahr.
Die Erschöpfung der Quellen und Senken
In den Umweltwissenschaften werden akute globale Problemfelder derzeit unter dem Begriff der planetaren Grenzen diskutiert. Das sind Schwellenwerte, die nicht überschritten werden sollten, damit das Erdsystem nicht in einen möglicherweise unkontrollierbaren Zustand gerät. Diese Grenzen können sich sowohl auf den materiellen Input als auch auf den Abfall eines weitgehend linearen Produktions- und Konsumptionsprozesses in heutigen Ökonomien beziehen. Auf der einen Seite werden sowohl erneuerbare als auch endliche natürliche Ressourcen und Energieträger immer stärker genutzt. Viele Quellen erneuerbarer Rohstoffe sind mittlerweile übernutzt oder an den Grenzen ihrer Belastbarkeit. Ein Großteil des materiellen Wohlstands unserer Gesellschaften beruht auf der Ausbeutung von mineralischen Rohstoffen und fossilen Energieträgern wie Öl, Gas und Kohle. Viele Stimmen warnen bereits davor, dass das Maximum der weltweiten Produktion dieser Stoffe bereits überschritten ist oder schon bald erreicht wird (peak oil, peak minerals, etc., siehe z.B. Hirsch et al., 2005; Chapman, 2014). Der abzusehende Rückgang der Förderung nichterneuerbaren Rohstoffen ist eine Herausforderung für die Umstellung unserer Produktionsweise. Doch das viel größere Umweltproblem ist die andere Seite des Wirtschaftsprozesses: Senken müssen die Nebenprodukte und Abfälle aufnehmen. Bevor die meisten nicht-erneuerbaren Rohstoffe ausgehen, werden schon viele kritische Grenzen von globalen Senken erreicht sein.
Der anthropogene Klimawandel ist das wohl bekannteste Beispiel für eine begrenzte Senke. Emissionen von Treibhausgasen aus der Verbrennung fossiler Energieträger und massivem Landnutzungswandel führen zu einer durchschnittlichen Erwärmung der Atmosphäre (IPCC, 2014). Ab einer bestimmten Menge an Treibhausgasen, die einer Erwärmung von etwa 2°C entspricht, nehmen gefährliche Konsequenzen der Erderwärmung rapide zu, wie zum Beispiel die Häufigkeit von Extremwetterereignissen (Dürren, Stürme, Hitzewellen und Überflutungen). Aber die drohende Erderwärmung ist längst nicht das einzige der vielen globalen Umweltprobleme, von denen viele mit der Kapazität natürlicher Senken zu tun haben. Rockström et al. (2009; aktualisiert von Steffen et al., 2015) listen neben dem Klimawandel die Zerstörung von natürlichen Biomen durch Landnutzung, die Veränderung von Nährstoffkreisläufen (Stickstoff und Phosphor), die Reduktion der Biodiversität (Artensterben), Ozeanversauerung, Luftverschmutzung durch Aerosole, chemische Verschmutzung (z.B. durch Nano-Partikel), übermäßige Süßwassernutzung und die Zerstörung der Ozonschicht als Gefahren, bei denen Grenzen nicht überschritten werden sollten. Die Autoren konstatieren, dass bereits in drei dieser neun Bereiche (Klimawandel, Stickstoffkreislauf und Verlust der Biodiversität) kritische Grenzwerte überschritten worden seien. Weitere planetare Grenzen würden bei Fortschreibung der derzeitigen ökonomischen Trends bald überschritten.
2) Welche Lösungsvorschläge haben ÖkonomInnen zur Bekämpfung der ökologischen Krise?
Schon seit dem 19. Jahrhundert werden die Konsequenzen von endlichen Ressourcen für die Wirtschaft diskutiert [Link zu Artikel Ressourcenökonomie]. In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts verschob sich der Fokus der Forschung auf die Senken und die moderne Umweltökonomie wurde als Teildisziplin innerhalb der Mainstream-Ökonomie etabliert (Pearce, 2002; Sandmo, 2015). Ein zentraler Begriff der Umweltökonomie ist die Externalität: Externalitäten (auch externere Effekte) sind Auswirkungen ökonomischer Entscheidungen, die nicht kompensiert werden. In der Umweltökonomie werden in der Regel negative Externalitäten diskutiert. Dabei handelt es sich meistens um soziale Kosten der Produktion eines Gutes, die sich nicht im Preis des Gutes widerspiegeln. Verschmutzt beispielsweise ein Unternehmen die Umwelt kann es damit anderen Akteuren schaden, die unter Umständen für die Beseitigung der Verschmutzung aufkommen müssen. Externalitäten führen im Marktprozess zu ineffizienten Ergebnissen und daher zu Marktversagen. Drei klassische politische Maßnahmen können das Marktversagen laut UmweltökonomInnen beheben: (1) Regulierung durch gesetzliche Ge- und Verbote, (2) die Definition von neuen Eigentumsrechten und handelbaren Emissionszertifikaten, und (3) positive und negative Anreize durch Subventionen und Steuern (Pearson et al., 2003). Die zweite Option wird oft als „marktwirtschaftliche“ Lösung bezeichnet.
Marktwirtschaftliche Instrumente für Umweltpolitik
In den letzten Jahrzehnten haben sich Mainstream-ÖkonomInnen sehr für marktwirtschaftliche Instrumente in der Umweltpolitik stark gemacht (Option 2). Ihnen gilt die Schaffung von neuen, handelbaren Eigentumsrechten als effizienteste und daher beste Maßnahme, um umweltpolitische Ziele zu erreichen. Bei der Umsetzung von marktwirtschaftlichen Lösungen werden privaten Akteuren Eigentumsrechte zugesprochen, beispielsweise Verschmutzungs- oder Emissionsrechte. Dazu wird ein neuer Markt geschaffen, in dem diese Rechte frei gehandelt werden können. Damit werden die externen Effekte, die bisher keinen Preis hatten, zu einem handelbaren Gut und in das Wirtschaftssystem integriert, die Externalität wird „internalisiert“. Ein Beispiel sind neu geschaffene Märkte für Emissionszertifikate zur Bekämpfung des Klimawandels: Die begrenzte Anzahl an Emissionsrechten soll die Menge an CO2-Emissionen reduzieren, während der freie Markt für eine effiziente Verteilung der Emissionsrechte und die Bestimmung des Preises sorgt. Mit dem EU Emissions Trading System (ETS) ist solche ein Markt einer der Hauptpfeiler europäischer Klimaschutzpolitik. Die Vision vieler UmweltökonomInnen ist also ein Marktsystem, das alle externen Effekte internalisiert. Nach dieser Vorstellung preist eine grüne Ökonomie den Zustand der Umwelt in alle Kalkulationen mit ein und sorgt durch den Marktprozess automatisch dafür, dass die Umwelt nicht übernutzt wird und die Rohstoffe nicht eines Tages ausgehen.
Nach dieser Vorstellung ist auch ein Wachstum der Wirtschaftsleistung trotz begrenzter Ressourcen weiterhin möglich. Diese Idee des grünen Wachstums geht davon aus, dass die Wirtschaft, meist gemessen am Bruttoinlandsprodukt (BIP), weiter wachsen kann, indem die Energie- und Ressourcen-Effizienz immer weiter erhöht werden (Jacobs, 2013). Die dahinter stehende Annahme ist, dass die zukünftige technische Entwicklung eine absolute Entkopplung von Wirtschaftswachstum und Ressourcenverbrauch ermöglicht – etwa durch das Recycling von Materialien, die Substitution von begrenzten durch erneuerbare Ressourcen und die Verwendung erneuerbarer statt fossiler Energiequellen.
In vielen Industrieländern zeigt sich der Erfolg umweltpolitischer Maßnahmen: Die Wasser- und Luftqualität hat wieder stark zugenommen, die Auflösung der Ozonschicht wurde gestoppt, Emissionen wurden verringert – und das in einer Phase erheblichen Wirtschaftswachstums seit den 1980er Jahren. Nachhaltigkeit ist damit zum Mainstream geworden.
3) Was ist problematisch an den Lösungsvorschlägen?
Allerdings kann diese Erfolgsgeschichte auch von einer anderen Seite betrachtet werden: Schmutzige Industrien wurden in Schwellenländer verlagert, die Umweltprobleme also eher verschoben als gelöst (Wiedmann et al., 2015). Staaten sehen sich zunehmend im Wettbewerb zu einander, bei dem Umweltschutz als Standortnachteil gilt. International operierende Unternehmen sind Regulierungen in vielen Bereichen oft einen Schritt voraus. Und auf dem freien Markt sind häufig die Firmen erfolgreich, die am geschicktesten Regulierungen umgehen oder für ihre Zwecke nutzen können. Und auch der europäische Emissionshandel funktioniert sehr schlecht: Niedrige und stark fluktuierende Preise bieten keine ausreichenden Anreize für Unternehmen in grüne Technologien zu investieren. So stellt sich nicht nur die Frage, wie Umweltprobleme lokal gelöst werden können, sondern welche Strategien und Alternativen es zur derzeitigen Umweltpolitik in einem immer globalisierteren Marktumfeld gibt.
Der Neoklassische Ansatz und die Kritik am westlichen Entwicklungsmodell
Die Analysen und Politikvorschläge der Umweltökonomie beruhen oft auf dem neoklassischen Ansatz [Link zu Neoklassik-Artikel] der Mainstream-Ökonomie. Heterodoxe Theorieschulen wie die Ökologische, Evolutionäre oder Institutionelle Ökonomik kritisieren diesen Ansatz. Er beruhe auf starken Annahmen über vollständig informierte und rationale Agenten (homines oeconomici), perfektem Wettbewerb, sowie auf ahistorischen Mechanismen, die Märkte automatisch nach einem Gleichgewicht streben lassen,. Heterodoxe Theorien betonen hingegen die Krisenhaftigkeit, Pfadabhängigkeiten und wichtige Rolle sozialer und informeller Normen und Institutionen bei ihrer Beschreibung der Wirtschaft und stellen wichtige Grundsätze infrage, nach denen unser Wirtschaftssystem organisiert ist.
Ein wichtiger Kritikpunkt ist das weit verbreitete Vertrauen auf marktwirtschaftliche Lösungsansätze bei der Ausgestaltung von Umweltpolitik: Marktversagen soll nach Ansicht vieler Umweltökonom*Innen mit noch mehr Markt behoben werden. Doch ist ein Marktsystem für Umweltgüter erst einmal etabliert, sind die Gestaltungsmöglichkeiten gerade für Akteure mit wenig ökonomischem Kapital extrem eingeschränkt. Im Markt können nicht alle gleich mitbestimmen, denn es gilt: Je mehr Geld, desto mehr Einfluss auf das Ergebnis. Daher verliert eine Politik, die allein auf Marktinstrumente setzt, leicht wichtige Verteilungsaspekte aus dem Blick. Außerdem sind solche Politikinstrumente aufgrund des labilen Gleichgewichts zwischen öffentlichen und privaten Interessen wenig flexibel, wie das Beispiel EU ETS zeigt. Dabei muss fairerweise gesagt werden, dass die Grenzen zwischen dem ökonomischen Mainstream und der Heterodoxie gerade im Umweltbereich fließend sind. So gibt es auch in der Umweltökonomie immer mehr Stimmen, die die Ineffektivität vom Maßnahmen wie dem europäischen Emissionszertifikatehandel (ETS) sehen und daher verstärkt für andere Maßnahmen (wie z.B. eine CO2-Steuer und Importzölle auf CO2-intensive Produkte) werben.
Viele heterodoxe ÖkonomInnen, vor allem aus dem breiten Spektrum der Ökologischen Ökonomik, haben erhebliche Zweifel, dass unser derzeitiges Wirtschaftssystem die ökologische Krise meistern kann. Dabei entzündet sich die Debatte sowohl an dem Begriff der „nachhaltigen Entwicklung“ (sustainable development) ebenso wie dem der grünen Ökonomie (green economy). Bei der Frage, was nachhaltige Entwicklung ist, geht es im Kern darum, ob das westliches Entwicklungsmodell – nur diesmal mit einem grünen Mäntelchen – immer noch als Schablone für wirtschaftliche Entwicklung auf der ganzen Welt dienen sollte. Damit ist die Kritik an einem Wirtschaftsimperialismus verbunden, der die sogenannten Entwicklungsländer dazu zwingt ihre Wirtschaftssysteme nach westlichem Vorbild umzubauen. Das Konzept der grünen Ökonomie als neues Leitbild von nachhaltiger Entwicklung wird dabei als Versuch des Mainstreams gesehen, die ökologische Kritik am kapitalistischen Wirtschaftssystem zu vereinnahmen und Zweifel an den grundlegenden Prinzipien der Weltwirtschaft auszuräumen. In diesem Zuge ist auch der Begriff der Nachhaltigkeit in den letzten Jahren immer verwaschener geworden. Häufig dient seine Verwendung nur noch einer gezielten PR-Strategie, sogenanntem Greenwashing . Dabei ist immer weniger klar, was einzelne Akteure unter Nachhaltigkeit überhaupt verstehen, und das, obwohl einige klare Definitionen von Nachhaltigkeit existieren, die schon seit mehreren Jahrzehnten diskutiert werden (siehe z.B. Brundtland-Report, WCED, 1987).
Eng mit der grünen Ökonomie hängt die Idee des grünen Wachstums zusammen, die von einigen heterodoxen ÖkonomInnen kritisiert wird. Ein Grund ist der Rebound-Effekt: Einsparungen durch Effizienzgewinne werden an anderer Stelle im Produktionsprozess oder durch mehr Konsum ganz oder teilweise wieder aufgebraucht. Ein effizienteres Auto kann z.B. den Besitzer dazu verleiten mehr zu fahren, da das Fahren durch die Einsparung günstiger wird. Oder Autohersteller bauen das Auto gleich größer und schneller (ohne dass es mehr verbraucht). Der Rebound-Effekt ist einer der Gründe weshalb bisher – wenn überhaupt – nur eine relative Entkopplung von Wirtschaftsleistung (BIP) und Ressourcenverbrauch festzustellen ist (Santarius, 2012). ÖkonomInnen und UmweltwissenschaftlerInnen streiten sich bis heute darum, ob auch eine absolute Entkopplung möglich ist, d.h. anhaltendes Wirtschaftswachstum bei rückgängigem Energie- und Ressourcenverbrauch. Für zeitkritische Umweltprobleme wie dem Klimawandel könnte diese Frage allerdings nebensächlich sein. Die historische Rate technologischer Entwicklung zur Erhöhung der Ressourceneffizienz ist zu gering um die Reduktion der Treibhausgase zur Erreichung des 2°-Ziels bei weiter anhaltenden Wirtschaftstrends zu erreichen, wenn nicht andere planetare Grenzen stattdessen überschritten werden sollen. Und auf die Erfindung einer Wundertechnologie zu spekulieren birgt ein sehr hohes Risiko.
4) Gibt es Alternativen?
Sollten die derzeitigen Trends von Umweltzerstörung und Ressourcenausbeutung die nächsten Jahrzehnte anhalten, sind die Lebensgrundlagen vieler Millionen Menschen dauerhaft gefährdet. Deshalb gilt es nicht nur zu überlegen, wie private und öffentliche Investitionen in die Entwicklung und Verbreitung grüner Technologien gelenkt werden können, sondern auch wie eine Wirtschaftsweise jenseits des Wachstums funktionieren kann.
Obwohl nicht der perfekte Wohlstandsindikator, so hat sich das BIP seit den 1950er Jahren als das Maß für den wirtschaftlichen Erfolg eines Landes entwickelt. Dabei war es in der Vergangenheit oft so, dass es einer Volkswirtschaft schlecht ging (hohe Arbeitslosigkeit, instabile Währung, prekäre Staatsfinanzierung), wenn das BIP stagnierte oder sank. Stieg das BIP, so war die Wirtschaft stabil und die Politik hatte mehr Gestaltungsspielräume, konnte Investitionsprogramme angehen und Umverteilungsmaßnahmen leichter durchsetzen. Doch je größer das BIP (pro Kopf) einer Wirtschaft schon ist, desto eher stellt sich die Frage, ob weiteres Wachstum wirklich mehr Wohlstand bringt. Angesichts der derzeitigen ökologischen Nebenwirkungen und Langzeitschäden, die die einseitige Ausrichtung unserer Wirtschaft auf Wachstum hervorruft, wird diese Frage immer dringlicher. Daneben führt die Optimierung von Wirtschaftsprozessen, die alleine auf eine Steigerung der Effizienz ausgelegt ist, zu einer Beschleunigung des Alltags, den viele Menschen in den Industrieländern zunehmend als belastend empfinden (Rosa, 2005). Neben den planetaren, biophysikalischen Grenzen gibt es daher auch soziale Gründe, warum Wachstum ab einem bestimmten materiellen Wohlstandslevel nicht mehr wünschenswert ist.
Während viele Ökonomien des globalen Südens noch weiter wachsen dürfen müssen, sollte in den Industrieländern eine neue Umweltpolitik entwickelt werden. Umweltpolitik sollte nicht nur auf gesteigerte Effizienz sondern auch auf Suffizienz setzen und damit versuchen, unser auf Konsumkultur geeichtes Wirtschaftssystem grundlegend zu verändern (Linz, 2015). Ziel einer Suffizienzpolitik kann dabei weder das Wachsen noch das Schrumpfen der Wirtschaft sein. Sie sollte vielmehr an dem Wohlbefinden der Bevölkerung und dem Erhalt der Natur ausgerichtet werden. So können zum Beispiel transport- und damit energieintensive globale Produktionsketten durch eine Stärkung regionaler und lokaler Wertschöpfungsketten wieder besser mit sozialen Strukturen verzahnt werden. Allerdings werden auf Suffizienz gerichtete makroökonomische Politikmaßnahmen nur erfolgreich sein, wenn sie mit einem Wandel gesellschaftlicher Normen einhergehen bzw. diesen induzieren (Schneidewind & Zahrnt, 2014). Um zu einer nachhaltigen Wirtschaftsweise zu kommen bedarf es daher einer großen Transformation, die alle Gesellschaftsbereiche einschließt und grundlegend andere Organisationsprinzipien von Produktion, Verteilung und Konsum entwickelt.
Auch wenn nicht alle Menschen auf dem Planeten einen so ressourcenintensiven Lebensstil führen können, wie ein Großteil des Westens ihn derzeit vorlebt, darf die Bewältigung der ökologischen Krise nicht gegen soziale Ziele ausgespielt werden, wie etwa die Bekämpfung von Armut. Umweltpolitikmaßnahmen sollten daher nicht nur aufgrund ihrer ökologischen Effektivität bewertet werden, sondern auch aufgrund ihrer gesellschaftlichen Effekte. Nur eine sozial-gerechte Umweltpolitik kann die ökologische Krise meistern.
Referenzen:
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Weiterführende Literatur:
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