Necesitamos más que nunca una economía crítica. Con Exploring Economics, reforzamos los enfoques económicos alternativos y contrarrestamos la economía dominante con una comprensión crítica y pluralista de la educación económica. También ofrecemos análisis de fondo sobre los debates económicos actuales para fortalecer un discurso económico crítico.
Por desgracia, nos estamos quedando sin dinero para continuar nuestro trabajo.
Con una pequeña contribución puede ayudar a que Exploring Economics siga en línea. Muchas gracias.
Somos una organización sin fines de lucro registrada | Cuenta bancaria: Netzwerk Plurale Ökonomik e.V., DE91 4306 0967 6037 9737 00, GENODEM1GLS | Información legal
Im Kern geht es hier um die Frage, wie wir unser Wirtschaftssystem begreifen. Die eine Seite betrachtet die Marktwirtschaft als komplexe Tauschwirtschaft, in der Geld die Rolle eines zentralen Tauschmittels im Prozess des Warenaustausches einnimmt. Die andere Seite betrachtet die Marktwirtschaft als Geld- und Kreditwirtschaft, wo je nach theoretischem Ansatz Geld oder Kredit am Anfang und am Ende der wirtschaftlichen Aktivität steht. Der Mainstream, und damit der Großteil der Lehre, lässt sich in die erste Kategorie einordnen. Dort wird auch vom Schleier des Geldes gesprochen. Den Ursprung hat diese Ansicht bei Léon Walras, der auf Basis von Tauschgeschäften ein allgemeines Gleichgewichtsmodell entwarf. In dieser theoretischen Perspektive treffen sich Anbietende und Nachfragende einmal in der Woche mit ihren Produkten auf dem Markt. Ein*e Auktionator*in wählt dann eine Ware aus und nennt einen Preis, welcher solange angepasst wird, bis Nachfrage und Angebot übereinstimmen. Dieser Prozess wiederholt sich bis alle Waren aufgerufen wurden und die Marktteilnehmenden wieder nach Hause gehen. Geld spielt in dieser Perspektive nur als Zähl- und Tauscheinheit am Markttag eine Rolle. Die Geld- und Kreditwirtschaftsperspektive hingegen stellt Geld an den Anfang und an das Ende einer wirtschaftlichen Aktivität. Dieses wird als Vorschuss an eine Unternehmung gegeben, die damit produziert und durch den späteren Verkauf der Produkte mindestens den Vorschuss wieder verdienen soll. Geld ist folglich nicht nur Mittel, sondern auch Zweck der wirtschaftlichen Tätigkeit. Liegt das Augenmerk auf Krediten, können verschiedene Formen der Spekulation mitbetrachtet werden.
Diese theoretische Differenzierung hat weitreichende Folgen. Insbesondere im Bezug auf Geldpolitik führen die theoretischen Grundannahmen zu sehr unterschiedlichen Politikempfehlungen. Auf der einen Seite steht der Mainstream, der keinen realwirtschaftlichen Einfluss von Geldpolitik (bzw. im Rahmen des Neukeynesianismus nur in der kurzen Frist) sieht. Auf der anderen Seite stehen Theorieschulen wie der Postkeynesianismus, der die Zusammenhänge von monetärer und realwirtschaftlicher Sphäre betont. Ehnts (2014) beispielsweise betont, dass einem Staat mit souveräner Währung – die Regierung nutzt die Währung der eigenen Zentralbank – das Geld nicht ausgehen kann, da die Regierung im Zusammenspiel mit der Zentralbank direkt oder indirekt unbegrenzt an neues Geld kommt. Dieser Zusammenhang ist fundamental, da sowohl Austeritätspolitik wie auch Privatisierung im Rahmen einer solchen Theorie keinen Sinn mehr ergeben, wenn es um die Steigerung des Gemeinwohls geht. Die Ansätze beschränken sich aber nicht auf die Geldpolitik: Binswanger beispielsweise konstatiert sogar einen Zusammenhang zwischen dem Geldsystem und dem gesamtwirtschaftlichen Wachstum. In seiner Theorie führt die Existenz der gewinnorientierten Investionswirtschaft zu einem Wachstumszwang. Ob die Wirtschaft als Tauschwirtschaft oder als Geldwirtschaft betrachtet wird, ist jedoch keine Wahl zwischen wahr und falsch, sondern eine einer theoretischen Konvention, welche die Untersuchung unterschiedlicher Zusammenhänge ermöglichen und im Bezug auf den Untersuchungsgegenstand und die Situation gewählt werden müssen.
Die Stickeraktion wurde von der Gruppe Was ist Ökonomie? initiiert und für das Netzwerk Plurale Ökonomik erstellt. Vielen Dank für die finanzielle Unterstützung des Projekts an das Institut für Makroökonomie und Konjunkturforschung der Hans-Böckler-Stiftung.
1. Wann kommt die nächste Krise, Herr Professor*?
2. Grenzenloses Kapital? Grenzenlose Arbeit? Grenzenlose Freiheit?
3. Markt United vs. FC Staat: Wer gewinnt?
5. Ein Ökonom kommt in eine Krise: Was tut er?
6. Mit neuem Nationalismus aus der Wirtschaftskrise?
7. Mit Green Growth die Welt retten?
9. Hat Griechenland Schuld(en)?
10. Wie viele Theorieschulen gibt es eigentlich in der VWL?
11. Werde ich durch das VWL Studium egoistischer?
12. Ist der repräsentative Agent männlich oder weiblich?
13. Was ist mit ökonomischen Inhalten, die nicht in Matheformeln passen?
14. Wieso sehen meine VWL-Professor*innen auch dort Gleichgewichte, wo keine sind?
15. Hat Geld wirklich keinen Einfluss auf die reale Wirtschaft?
16. Wieso nimmt mein VWL-Professor andere Sozialwissenschaften nicht ernst?
17. Wie funktionieren eigentlich andere Wirtschaftssysteme?
18. Warum sind meine VWL-Professoren fast nur männlich?
19. Wieso kennen meine VWL-Modelle keine Geschichte?
20. Studiere ich VWL oder Neoklassik?
Binswanger, Hans Christoph (2006): Die Wachstumsspirale. Geld, Energie und Imagination in der Dynamik des Marktprozesses. Metropolis Verlag.
Ehnts, Dirk (2014): Geld und Kredit: eine €-päische Perspektive. Metropolis Verlag.