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‎Future Histories: Joscha Wullweber zu Zentralbankkapitalismus

Jan Groos, Joscha Wullweber
www.futurehistories.today, 2021
Grado: debutante
Perspectivas: Economia institucionalista, Economía política Marxista, Economía poskeynesiana
Topic: Globalización y relaciones económicas internacionales, Macroeconomía, Dinero y deuda, Reflexión sobre economía
Format: Podcast
Duración: 01:10:21
Enlace: https://futurehistories.podbean.com/e/s01e59-joscha-wullweber/

Ein Gespräch über Schattenbanken, Marktgläubigkeit, die hoch politische Stellung von Zentralbanken und inwiefern sich diese brisante Mischung seit der Finanzkrise zu einem Zentralbankkapitalismus zugespitzt hat.

Joscha Wullweber hat die Heisenberg-Professur für Politics, Transformation and Sustainability an der Fakultät für Wirtschaft und Gesellschaft der Universität Witten/Herdecke inne.


Kommentar von unseren Editor*innen:

In diesem Teil der Podcast-Reihe "Future Histories" stellt der Politökonom Joscha Wullweber die zunehmende Bedeutung der Zentralbanken in der Stabilisierung des globalen Finanzsystems fest. Außerdem konstatiert er dem weiterhin unregulierten Schattenbanksystem eine wichtigere Rolle im selbigen System, während Staaten sich fiskalpolitisch weitestgehend zurückhaltend positionieren. Allerdings hätten Staaten neuerdings ein großes Interesse am Schattenbanksystem, da dieses seiner Funktionalität entsprechend eine hohe Nachfrage auf Staatsanleihen erzeugt. Hauptinstrument in diesem Geflecht sind Repos, sogenannte Rückkaufvereinbahrungen, deren Sicherheiten hauptsächlich auf als sicher geltende Wertpapiere (v.a. Staatsanleihen der Industriestaaten) basieren. Zentralbanken stellen seit der Globalen Finanzkrise 2008/09 ausreichend Liquidität in diesem unregulierten Repo-Markt sicher. De facto gab es seit 2008 in der Geldpolitik der Zentralbanken der USA, des Vereinigten Königreichs und der Eurozone einen nicht zu unterschätzenden Shift weg von Leitzinspolitik (im regulierten Bankensystem) hin zur Politik der quantitativen Lockerung und Interaktion mit und im Schattenbanksystem. Dieser Shift wurzelt im ideologisch begründeten Glauben an die Selbstregulierungskräfte von Märkten und in tiefem Misstrauen in staatliche Institutionen, wenngleich es auch andere Möglichkeiten in der Finanzierung von Staatshaushalten gäbe und gibt, wie im Fall der Bank of England in der Corona-Krise, die wieder die krisenbedingt höheren Staatsausgaben direkt finanziert  — was eine historische Zäsur darstellt. Alles in Allem, so Wullweber, wäre der Umweg über die Privat- und Schattenbanken nicht nötig, denn bei diesem Umweg handelt es sich um eine neoliberal-begründete und als notwendig erachtete Disziplinierung staatlicher Investitionen seitens des Märkte. Zum besseren Verständnis dieser Zusammenhänge wird in einem kurzen Exkurs auf die Geldschöpfung eingegangen. Empfehlenswert ist dahingehend auch die Folge mit Aaron Sahr zur monetären Souveränität. 

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