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Eva Groß, Andreas Hövermann und Amelie Nickel
Erstveröffentlichung im Makronom
Angesichts der momentan Mehrfachkrisen gerät das lange Zeit dominierende neoliberale Gesellschaftsprogramm an seine Grenzen – und mit ihm seine konstitutiven Leitbilder. Daraus erwachsen demokratiezersetzenden und autoritäre Bewegungen.
Unsere Gesellschaft befindet sich inmitten eines tiefgreifenden Transformationsprozesses. Im Zentrum: die Wirtschaft. Die nächsten Jahre werden entscheiden, ob uns der Wandel by disaster passiert oder uns by design gelingt. Die Debattenreihe Economists for Future widmet sich den damit verbundenen ökonomischen Herausforderungen. Sie beleuchten einerseits kritisch-konstruktiv Engführungen in den Wirtschaftswissenschaften sowie Leerstellen der aktuellen Wirtschaftspolitik. Andererseits diskutieren wir Orientierungspunkte für eine zukunftsfähige Wirtschaft und setzen Impulse für eine plurale Ökonomik, in der sich angemessen mit sozial-ökologischen Notwendigkeiten auseinandergesetzt wird.
Zu den konstitutiven Bestandteilen des neoliberalen Gesellschaftsprogramms, wie es sich seit den 1970er Jahren durchgesetzt hat, gehört die „konsequente Ausweitung ökonomischer Formen auf das Soziale“ (Lemke et al. 2000: S. 16). Eine solche Ökonomisierung des Sozialen bedeutet, dass Regierungshandeln und gesellschaftliche Strukturen zunehmend von ökonomischen Kalkülen und Marktprinzipien bestimmt werden. Dabei wird die Regierung selbst zu einer Art Unternehmen, dessen Aufgabe die Universalisierung des Wettbewerbs und die Erfindung marktförmiger Handlungssysteme für Individuen, Gruppen und Institutionen ist (vgl. Lemke et al. 2000).
Die Marktförmigkeit zieht sich dann bis in die Subjektkonstruktionen der Individuen. Bröckling (2007) beschreibt das idealtypische Subjekt und Leitbild des neoliberalen Gesellschaftsmodells als „unternehmerisches Selbst“ – Individuen werden zu Selbstunternehmer:innen, die sich flexibel und bedingungslos den ständig wechselnden profitorientierten Anforderungen des Marktes anzupassen haben. Diese Forderungen an die Individuen nach mehr unternehmerischer Eigeninitiative, Flexibilität und Selbstverantwortung gingen mit dem Versprechen einher, die Menschen vor sozialem Abstieg, Einkommens- und Vermögenseinbußen zu schützen.
Den neoliberalen Anrufungen dieses marktförmigen Leitbildes entsprechende Einstellungen waren in Deutschland lange Zeit weit verbreitet, wie bestehende Analysen zu markförmigem Extremismus zeigen (Groß/Hövermann 2014; Hövermann/Groß/Zick 2015; Groß/Hövermann 2015; Groß/Hövermann 2016). Diese Einstellungen wurden zur Zeit der damaligen Umfragen im Schnitt von mehr als jeder/jedem zweiten Deutschen vertreten (siehe Groß/Hövermann 2014, S. 107).
Heute, in Zeiten sich gegenseitig verstärkender Mehrfachkrisen und wachsender Entsicherung (z.B. Heitmeyer 2018; Frankenberg & Heitmeyer 2022), gerät der Gesellschaftsvertrag des neoliberalen Programms an seine Grenzen und mit ihm seine konstitutiven Leitbilder. Das unternehmerische Selbst bröckelt als Richtschnur für individuelles Handeln. Die Zustimmung zum unternehmerischen Universalismus – Einstellungen in Form von Selbstvermarktungs- und Selbstoptimierungsnormen – ging seit 2014 deutlich zurück, wie wir in der aktuellen Mitte-Studie empirisch für die deutsche Wohnbevölkerung zeigen konnten.* Anhand der vorhandenen Messungen im Jahr 2014 konnten noch 59 Prozent Selbstunternehmer:innen ausgemacht werden und im Jahr 2016 65 Prozent; im Jahr 2023 sank der Anteil in der deutschen Bevölkerung auf 35 Prozent. Mit mehr als einem Drittel der Befragten teilt jedoch nach wie vor ein nicht unerheblicher Teil der Bevölkerung die Norm des unternehmerischen Universalismus.
Parallel zum beschriebenen Rückgang wirken die neoliberalen Leitbilder heute demokratiezersetzend, gerade wenn sie mit einer subjektiven Entsicherung in Folge aktueller Polykrisen einhergehen. Dies lässt Personen aus der Mitte der Gesellschaft heraus vermehrt ins Autoritäre und Illiberale driften, wie im Folgenden gezeigt wird.
Vor dem Hintergrund multipler gesamtgesellschaftlicher Krisenereignisse der Gegenwart und jüngeren Vergangenheit kann (soziale) Sicherheit auch für diejenigen, die sich den unternehmerischen Leitbildern angepasst haben, nicht mehr garantiert werden. Krisenbelastete Menschen, die sich mit neoliberalen Leitbildern – also unternehmerisch, (vermeintlich) frei, eigenverantwortlich, flexibel, individualistisch und leistungsorientiert – identifizieren, reagieren mit Kränkung, Scham und Groll auf diese gewachsenen Unsicherheiten (Amlinger & Nachtwey 2022). In (spät-)modernen Gesellschaften speist sich Groll aus den unerfüllten Erwartungen auf Wohlstand und Aufstieg (Neckel 2021). Bei jenen, die sich zurückgesetzt und in ihren Ansprüchen frustriert fühlen, kann langanhaltender Groll ein politisch entzündungsfähiges Gemisch aus Demütigung und Aggressionsbereitschaft entstehen lassen (ebd.).
Kränkungen und Groll wuchsen nicht zuletzt während der Corona-Pandemie im Zuge wiederholter Lockdowns, die häufig als massive Beschneidungen der freien Selbstentfaltung, einem Grundbaustein der selbstunternehmerischen Identität, gedeutet wurden. Sie nahmen aber schon davor Konturen an, etwa durch zunehmende Erfahrungen brüchig gewordener Sicherheiten, bzw. Gefährdungen wie z.B. Arbeitsplatzverlust durch Privatisierung, sozialer Abstieg, Statusverlust und andere biografische Brüche, die auch als „disruptive Einbrüche“ bezeichnet werden können (Amlinger/Nachtwey 2022: S. 201).
Aggressive Energien entstehen aus Kränkungen, Groll, Frustrations- und paradoxen Abhängigkeitserfahrungen. Diese können sich aber nicht direkt gegen die neoliberale Gesellschaft richten, die ihre Versprechen nicht einlöst, wenn die Identifikation mit entsprechenden Leitbildern und die Angst vor Beschämung zu groß sind (Amlinger/Nachtwey 2022). Als Ersatzobjekt der Aggression und Ablehnung kann dann das Fremde dienen. Dies betrifft besonders Minderheitengruppen, die vermeintlich nicht den Normen der unternehmerischen Erfolgs- und Leistungsgesellschaft entsprechen – zum Beispiel personifiziert als Geflüchtete.
Unsere These ist, dass sich hier ein gefährliches anti-demokratisches Gemisch aus subjektiver Unterwerfung unter die individualistischen, konkurrenzbasierten Anrufungen des unternehmerischen Selbst und einer entsichernden Krisenbetroffenheit herausbildet. Wie aktuelle Daten zeigen, betrifft die Kombination aus marktförmigen Einstellungen mit gleichzeitig empfundener Entsicherung aktuell etwa 19 Prozent der deutschen Bevölkerung. Wir bezeichnen diese Gruppe als „Entsichert Marktförmige“ (für Details zur empirischen Analyse siehe Groß/Hövermann/Nickel 2023). Diese Gruppe sticht mit besonders hohen Werten bezüglich der Gruppenbezogenen Menschenfeindlichkeit, neurechten Orientierungen, Gewaltbilligung, AfD-Wahlabsicht und rechtsextremen Weltbild hervor (siehe Abbildung 1).
Abbildung 1: Zustimmung zu neurechten Orientierungen, Gewaltbilligung, AfD-Wahlabsicht, GMF und rechtsextremem Weltbild in den vier Gruppen (Angaben in Prozent); die zu den Säulen horizontal eingezeichneten Linien zeigen zum Vergleich den durchschnittlichen Anteil der Zustimmung aller Befragten auf den jeweiligen Skalen an. Lesebeispiel:40% der entsichert Marktförmigen teilen neurechte Orientierungen, während dies 7% der sicheren Un-Marktförmigen tun. Unter allen Befragten sind es 19%.
Es ist davon auszugehen, dass die Entsicherte Marktförmigkeit nicht nur für Minderheitengruppen höchst problematische Folgen hat, sondern auch für die liberale Demokratie mit ihren Institutionen und Vertretenden. Wir beziehen uns hierbei auf die Beschreibungen eines „libertären Autoritarismus“ von Amlinger und Nachtwey (2022: S. 171 ff.).
Im libertären Autoritarismus funktioniert nicht nur die Abwertung der Anderen als Krisenmodus des entsicherten marktförmigen Subjekts, sondern auch die Abkehr von den etablierten demokratischen Parteien. Im Namen unternehmerischer Normen und Werte (Selbstverwirklichung, Eigenverantwortung, Selbstbestimmung) wird gegen zentrale Institutionen der Gesellschaft, die diese hervorbrachte, rebelliert. Der libertäre Autoritarismus speist sich aus dieser widersprüchlichen Einheit aus Identifikation mit den Werten und Normen der neoliberalen Gesellschaft und Subversion (Amlinger/Nachtwey 2022: S. 174).
Die Identifikation mit externen Instanzen, worunter auch etablierte demokratische Parteien fallen, wird aufgekündigt, da diese Außenwelt nicht zuletzt durch aktuelle Polykrisen frustriert ist (Amlinger/Nachtwey 2022: 182). Es entwickelt sich ein „generalisiertes Misstrauen“, das sich auf nahezu alle etablierten politischen und sozialen Institutionen bezieht (ebd.: S. 328). Diese etablierten Institutionen repräsentieren dann eine „unzugängliche, den Bürgern radikal entfremdete Autorität“ (ebd.: S. 328), die für gekränkte und grollende Selbstunternehmer:innen schwer zu ertragen ist. Stattdessen setzten libertär Autoritäre sich selbst als souveränes Subjekt, als einzige alternative Autorität, deren (unternehmerische) Freiheit unter keinen Umständen beschnitten werden darf.
Erfahrene (externe) Abhängigkeiten, die zu Beschämung führen, können so ausgeblendet werden. „Insofern lässt sich die libertäre Ausprägung des autoritären Charakters auch als eine Beziehung der demonstrativen Beziehungslosigkeit verstehen“, so Amlinger und Nachtwey (2022: S. 183). „Freiheit“ wird dann zu einem „Insistieren auf einem individuellen Anrecht auf negative Freiheit“ (ebd.: S. 172) und entfaltet damit ein destruktives Potential. Diese Art der Freiheit provoziere freudig und werde angetrieben von gekränkten, rachsüchtigen Reaktionen gegen jene, die für das eigene Leiden und die Herabsetzung verantwortlich gemacht werden (ebd.). Freiheit ist in der Vorstellung des libertären Autoritarismus dann kein inklusiver gesellschaftlicher Modus mehr, sondern desintegrativer individueller Besitz (Amlinger/Nachtwey 2022). Sie ist eine verdinglichte Freiheit – „eine Freiheit zu konsumieren, zu erleben, zu investieren… eine rohe negative (Wirtschafts-)Freiheit, die gegen hemmende staatliche oder gesellschaftliche Autoritäten in Stellung gebracht wird“ (ebd.: S. 177).
Solche negativen Freiheitsvorstellungen befeuern in den Krisen der Gegenwart für gekränkte Selbstunternehmer:innen neben der Gruppenbezogenen Menschenfeindlichkeit auch Verschwörungsgläubigkeit und Demokratiemissachtung. Von „affektgeladenen Kämpfen um private Freiheit“ sprechen Amlinger & Nachtwey (2022: S. 205) insbesondere in Krisenzeiten, in denen individuelle Spielräume durch den Staat beschnitten werden. Die Lockdowns während der Corona-Krise sind ein Paradebeispiel dafür und dürften die Protestbereitschaft libertär Autoritärer beschleunigt haben.
Die feindselige, aggressive Abwertung anderer Positionen und derjenigen, die das individuelle Recht auf negative Freiheit ihrer Ansicht nach missachten, macht den autoritären Charakter aus. Die von uns empirisch nachgezeichnete Gruppe der Entsichert Marktförmigen kommen einem solchen libertär-autoritären Milieu sehr nahe, wie sich in Abbildung 2 durch die stark erhöhte Zustimmung zum Autoritarismus und zum Misstrauen in Medien und Politik, wie auch Verschwörungsdenken in dieser Gruppe deutlich bestätigt.
Abbildung 2: Zustimmung zu verschiedenen Dimensionen libertär-autoritärer Einstellungen in den vier Gruppen aus Entsicherung und Marktförmigkeit (Angaben in Prozent); zum Vergleich mit den vier Gruppen zeigen die horizontal eingezogenen Linien den durchschnittlichen Anteil der Zustimmung aller Befragten auf den jeweiligen Skalen an. Lesebeispiel: 76% der entsichert Marktförmigen teilen autoritäre Einstellungen, während dies 43% der sicheren Un-Marktförmigen tun. Unter allen Befragten sind es 58%.
Zusammengenommen ergeben die Befunde ein klares Bild der besonders hohen Zustimmung zu den fokussierten libertär-autoritären Einstellungen unter entsichert Marktförmigen. Es bestätigt sich empirisch eine große inhaltliche Überschneidung der entsichert Marktförmigen mit den Überzeugungen des libertären Autoritarismus. Dies untermauert unsere theoretischen Annahmen.
In den hier analysierten Daten wird ein erheblicher Groll gegen übergeordnete Instanzen sichtbar. Zudem zeigt sich, wie der Zorn der libertär Autoritären auf Minderheitengruppen projiziert wird (Amlinger/Nachtwey 2022: S. 178). Libertär Autoritäre fühlen sich im Sinne der negativen Freiheit nur noch sich selbst verpflichtet, das macht das Libertäre aus. Bindende soziale Normen oder verinnerlichte Rücksichtnahme auf Andere, wie etwa in Form von Solidarität, haben sie abgestreift und sind stattdessen auf äußere Gefahren gegen ihre individuellen Selbstverwirklichungsräume fokussiert. Dass auch dieser Aspekt starke Überschneidungen mit den von uns nachgezeichneten entsichert Marktförmigen hat, wird in der in dieser Gruppe weit verbreiteten Abwertung von und Entsolidarisierung mit Minderheitengruppen deutlich.
Angepasst sind demnach libertär Autoritäre „nur insofern, als sie die Normen der Konkurrenzgesellschaft internalisiert haben“ (Amlinger/Nachtwey 2022: S. 178). Die aggressive Enthemmung des libertären Autoritarismus lässt sich auch über die Identifikation mit den Normen der Konkurrenzgesellschaft verstehen, die Teil der unternehmerischen Anrufungen sind.
Wie enthemmt und aggressiv hier gedacht wird, zeigt sich darin, dass fast jede:r Dritte in der Gruppe der entsichert Marktförmigen der Aussage zustimmt, einige Politiker:innen hätten es verdient, »wenn die Wut gegen sie auch schon mal in Gewalt umschlägt«. Die hier beschriebenen Eigenschaften des libertär-autoritären Milieus, das wir in Form der entsicherten Marktförmigkeit empirisch nachgezeichnet haben, stellen in Kombination mit dem stark überdurchschnittlichen Ausmaß an rechtsextremen Einstellungen, Gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit, Verschwörungsdenken, Anti-Establishment Haltungen, neurechten Orientierungen, Gewaltbilligung und AfD-Wahlabsicht eine erhebliche Gefahr für freiheitlich-demokratische Gesellschaften dar. Immerhin macht die hier beschriebene Gruppe der entsichert Marktförmigen aktuell nahezu 20 Prozent der deutschen Bevölkerung aus. Zwar setzt sich diese Gruppe zu einem großen Teil aus Personen in prekären und benachteiligten Verhältnissen zusammen – jedoch keineswegs ausschließlich. Die entsicherte Marktförmigkeit als Treiber eines libertären Autoritarismus ist vielmehr auch Teil der Mittelschichten der Gesellschaft.
Um Teilhabe, soziale Anerkennung und Integration für Angehörige von (vulnerablen) Minderheitengruppen auch in Zeiten grundlegender (sozial-ökologischer) Transformation zu garantieren, braucht es daher Anpassungen des gesellschaftlichen Wertefundaments. Neoliberale Leitbilder, die soziale Anerkennung über Wettbewerb, Effizienz, Flexibilität und Erfolgssteigerung versprechen, werden brüchig. Sie verlieren seit 2014 deutlich an Zustimmung in der deutschen Bevölkerung und wirken in Kombination mit Entsicherung heute demokratiezersetzend und menschenfeindlich, wie wir anhand der aktuellen Daten zeigen können. Alternative Leitbilder, die Anerkennung und Teilhabe über Kooperation und Solidarität statt Konkurrenz und Ellenbogenmentalität ermöglichen, können demgegenüber als Richtschnur für soziales Handeln dienen – nur so kann die dringend nötige sozial-ökologische Transformation auch von allen für alle mitgetragen werden.
Zu den AutorInnen:
Eva Groß ist Professorin für Kriminologie und Soziologie an der Hochschule der Akademie der Polizei in Hamburg. Ihre Forschungsschwerpunkte liegen in den Bereichen Gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit, vorurteilsmotivierte Kriminalität (Hasskriminalität), Viktimisierung/Dunkelfeld, (Online-)Radikalisierung, Polizei, Kriminalitätswahrnehmungen, Ökonomisierung des Sozialen und institutionelle Anomie.
Andreas Hövermann studierte und promovierte an der Universität Bielefeld und arbeitete zwischen 2010 und 2017 am Institut für Interdisziplinäre Konflikt- und Gewaltforschung. Anschließend forschte er als DFG-Forschungsstipendiat an der State University of New York in Albany (USA). Seit 2020 arbeitet er am Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Institut der Hans-Böckler-Stiftung zu sozialen Lebenslagen, Arbeitsbedingungen und demokratiegefährdenden Einstellungen. Seine Forschungsschwerpunkte sind Anomie, Gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit und soziale Ungleichheit.
Amelie Nickel ist Soziologin und wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für interdisziplinäre Konflikt- und Gewaltforschung (IKG). Sie promoviert am Leibniz-WissenschaftsCampus „SOEP-RegioHub“ zu den politischen und sozialen Folgen institutioneller und kultureller Ökonomisierungsprozesse. Neben den Methoden der quantitativen Sozialforschung liegen ihre Forschungsinteressen im Bereich der Anomie-, Vorurteils- und Diskriminierungsforschung sowie der vergleichenden politikwissenschaftlichen Forschung.
Hinweis:
Der vorliegende Beitrag basiert auf dem Kapitel „Entsicherte Marktförmigkeit als Treiber eines libertären Autoritarismus“ der aktuellen Mitte-Studie. Weitere und ausführlichere empirische Ausführungen finden sich dort. Die Mitte-Studie wird alle zwei Jahre von der Friedrich-Ebert-Stiftung in Kooperation mit dem Institut für interdisziplinäre Konflikt- und Gewaltforschung (IKG) durchgeführt. Sie ist eine repräsentative Einstellungsstudie, die rechtsextreme und demokratiegefährdende Einstellungen in der deutschen Gesellschaft untersucht. In der aktuellen Ausgabe „Die distanzierte Mitte“, die im September 2023 veröffentlicht wurde, erschien unser Beitrag zur ‚Entsicherten Marktförmigkeit‘, der mitunter Anstoß und Grundlage für den vorliegenden Debattenbeitrag stellt (Groß/Hövermann/Nickel 2023). Die Datengrundlage beläuft sich auf 2.027 Personen, die im Zeitraum von 02.01 bis 28.02.2023, an der repräsentativen Telefonumfrage der deutschen Wohnbevölkerung teilgenommen haben.