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Woher kommt der Kapitalismus? Ist er eine natürliche Folge der gesellschaftlichen Entwicklung? Oder resultiert er aus Theorien, die im Laufe des politischen und technologischen Wandels entstanden sind? Die Serie "Der Kapitalismus" begibt sich weltweit auf die Suche nach Antworten und schreckt nicht davor zurück, alte Idole zu stürzen und Vorurteile auszuräumen. In sechs Folgen werden Menschen aus 22 Ländern befragt, darunter Jäger aus dem Amazonas-Gebiet, die letzten Kommunisten Chinas und Börsenmakler aus New York. Wie sieht die Welt nach der Krise 2008 aus? Mehr als 20 renommierte Wirtschafts-Experten versuchen das herauszufinden und begeben sich auf den Spuren der großen Denker, die die Geschichte des Kapitalismus geprägt haben.
Mit dem Zusammenbruch der Sowjetunion und dem Fall der Berliner Mauer landete der Kommunismus im Orkus der Geschichte – und Karl Marx gleich mit. Doch seit der Krise 2008 ist die Frage wieder erlaubt, ob Marx eigentlich richtig verstanden wurde. Wurde mit Marx und der Verteufelung eines heute verpönten Systems nicht auch eine einzigartig prägnante Analyse des damaligen Kapitalismus eingemottet? Ist Marx‘ Kapitalismusanalyse nicht weiterhin eine der scharfsinnigsten Auseinandersetzungen mit der modernen Welt überhaupt?
Diese vierte Folge der sechsteiligen Dokureihe zum Kapitalismus behandelt das Werk des frühen, philosophischen Karl Marx als auch des späten, sozialwissenschaftlichen Marx. Zitate aus dem Kommunistischen Manifest veranschaulichen zunächst die Relevanz der Marx/Engels'schen Analyse zur Mitte des 19. Jahrhunderts auch für die heutige, globalisierte und kapitalistisch nahezu vollständig erschlossene Welt. Die Episode bearbeitet als nächstes das frühmarxsche Thema der Entfremdung in der kapitalistischen Produktionsweise ausgehend vom einzelnen Arbeiter und seiner Beziehung zu sich selbst und seiner Arbeit hin zur gesamtgesellschaftlichen Entsolidarisierung und gattungsumfassenden Verdinglichung der Menschheit und der Natur. Vom späten Marx wird zuletzt auf dessen Konzept des Warenfetischismus eingegangen und damit auf die Verschleierung von Produktionsbedingungen durch den stets expandierenden Marktmechanismus. In den letzten Kapiteln vom Ersten Band des Kapitals bezeichnet Marx das Geld und das Kreditwesen als den größten Fetisch und verknüpft schon damals die Akkumulation von Kapital mit der simultanen Akkumulation von Schulden. Diese intrinsische Verflechtung würde ihm zufolge zum Kollaps des Systems führen. Was Marx letztendlich unterschätzte war dessen Resilienz. Was er durchaus vermutete war die Rettung bzw. Überwindung desselben durch kollektivistische Anstrengungen, jedoch nicht vom revolutionären Subjekt der Arbeiterklasse, sondern letzten Endes von staatlichen bzw. öffentlichen Organisationseinheiten wie Finanzministerien und Zentralbanken — wie in der Großen Rezession 2008/09 zu beobachten war.
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