Die Institutionenökonomik umfasst eine Reihe von ökonomischen Forschungstraditionen, die sich mit der Rolle von sozialen Institutionen in der Produktion, Verteilung und dem Konsum sowie mit den aus ihnen resultierenden sozialen Beziehungen beschäftigen (Hodgson 2001, 345-346). Aufgrund dieses sehr breit gefassten Forschungsinteresses hat die Institutionenökonomik enge Verknüpfungen mit vielen anderen Disziplinen. Dazu gehören Wirtschaftssoziologie, Wirtschaftsgeschichte, aber auch mit Psychologie, Politikwissenschaft, Anthropologie, BWL, Biologie und Physik und seit Neuestem auch Kognitions- und Neurowissenschaft. Da es sich bei der Institutionenökonomik um eine sehr diverse Perspektive handelt, ist es nicht möglich die eine Institutionenökonomik zu identifizieren. Deswegen bezieht sich der Rest dieses Textes nur auf einen kleinen, jedoch wichtigen Teil, in dem er die Theorien der Deutschen Historischen Schule(n), sowie der Original Institutional Economics (OIE) (auch als American Institutionalism, oder: evolutionary-institutional economics bezeichnet) präsentiert. Wenn also im Folgenden von Institionenökonomik, Institutionenökonomin*innen oder Institutionalismus die Rede ist, so beziehen sich diese Bezeichnungen auf diese Theorien und nicht etwa auf die Neue Institutionenökonomik (NIE), die wir aufgrund ihrer starken Betonung des Individuums der Neoklassik zuordnen (siehe auch Sektion 8)
Die meisten Institutionenökonom*innen verstehen die Ökonomie als ein System von formellen und informellen Organisationen, die mit der Produktion, der Verteilung und dem Konsum von Gütern zu tun haben. Dieser Analysefokus wurde traditionell in der Institutionenökonomik auch als die Bereitstellung der Mittel für das sozioökonomische Leben und seine Reproduktion bezeichnet. Es werden in Bezug auf diesen Prozess der ökonomischen Organisation jedoch keine allgemeinen Verhaltensmuster oder ein universell gültiges Menschenbild angenommen. Stattdessen ist eine der wichtigsten Erkenntnisse, dass die Merkmale von Gesellschaften und deren ökonomischer Organisation sehr stark in Abhängigkeit von Zeit und Raum variieren. Daraus ergibt sich das Interesse der Institutionenökonom*innen die konkreten sozio-historischen Faktoren zu verstehen, welche die Wirtschaft beeinflussen. Eine besonders wichtige Strategie, die zum Verständnis der sozialen und historischen Merkmale von ökonomischer Organisation beiträgt, ist die Identifikation von sozialen Institutionen. Allgemein gesagt, können Institutionen als „regelmäßiges, strukturiertes Verhalten von Menschen in einer Gesellschaft, sowie als die Ideen und Werte, die mit diesen Regelmäßigkeiten verbunden sind“ definiert werden (Eigene Übersetzung nach Neale 1994, 402).
Diese sehr breite Definition von Institutionen erlaubt es, dass sehr unterschiedliche Faktoren analysiert werden können. So werden einerseits Regelmäßigkeiten im Konsumverhalten und in der Produktion und die Ideen, Ansichten oder auch Mythen, die eine gewisse Art der Produktion ermöglichen (vgl. die sog. „enabling myths“ wie Rassismus, Sexismus oder Sozialdarwinismus bei Veblen) untersucht. Anderseits kommen auch Religion, staatliche Regulierung und Technologie sowie deren Position in den komplexen Systemen von Wirtschaft und Gesellschaft in den Analysen der Institutionenökonomik vor. Aus dieser Offenheit folgt, dass die Institutionenökonomik sich mit sehr vielen verschiedenen ökonomischen Phänomenen beschäftigt. Deren Status quo wird jedoch immer kritisch hinterfragt und nicht als gegeben angesehen. Institutionenökonom*innen versuchen zu verstehen, wie bestimmte soziale Phänomene entstehen und wie sie sich entwickeln (für eine Systematik bzgl. der Formulierung von institutionalistischen Forschungsfragenen siehe Elsner 1987, 1986). Beispiele einer solchen Entwicklung sind die Transformation von der Fordistischen zur Post-Fordistischen Produktion im Kapitalismus, die Stabilität sowie der Wandel von Verhaltensregelmäßigkeiten (z.B. im Konsum, der Freizeit oder der Mobilität) oder sich ändernde staatliche Regulierungen. Wissenschaftler*innen, die eine komparative Orientierung haben, versuchen die Ähnlichkeiten und die Unterschiede zwischen bestimmten Einheiten und ihren institutionellen Konfigurationen herauszufinden (vgl. Elsner 1987). Dabei kann es z.B. um den Vergleich von so genannten Industrie- und Entwicklungsländern und ihrem jeweiligen BIP gehen oder auch darum, wie und wieso Unternehmen an verschiedenen Orten ähnliche Organisationsformen annehmen. Letztlich werden auch die verschiedenen und multidimensionalen Aspekte von ökonomischer Entwicklung im Allgemeinen untersucht.
Aus diesem Vorgehen folgt, dass Institutionenökonom*innen die Verwendung von deduktiv hergeleiteten Axiomen und Modellen zurückweisen und sich stattdessen darauf verlegen oft sehr detaillierte und kontextualisierte Beschreibungen produzieren, die der Besonderheit des zu beschreibenden Falls versuchen gerecht werden.
Vom späten 19 Jahrhundert. bis zum zweiten Weltkrieg waren verschiedene Ausprägungen der Institutionenökonomik die führenden Forschungsprogramme in den Wirtschaftswissenschaften. Die intellektuellen Zentren waren dabei Deutschland und die USA. Danach erfuhr die Institutionenökonomik eine Marginalisierung und formalistische und abstrakt-universalistische Theorien wurden die dominante Perspektive in den Wirtschaftswissenschaften (Milonakis und Fine 2009, 297-300; Hodgson 2001, 57-59). In den 1970er und 80er Jahren gab es erneutes Interesse hinsichtlich der Rolle von ökonomischen Institutionen. Dieses Interesse resultierte aus den Arbeiten der (marginalistischen) New Institutional Economics (NIE) und dem Vergleich dieser Beiträge mit den Theorien der OIE (Elsner 1986).
Forscher*innen im Feld der NIE haben sich insbesondere mit Transaktionskosten, sowie spieltheoretischen Interaktionen zwischen Individuen und Organisationen beschäftigt. Dies erfolgt meistens in einem konstanten oder statisch-komparativen – statt in einem evolutorischen - institutionellen Umfeld. Nichtsdestotrotz hat sich die NIE auch teilweise mit eher strukturellen Fragen in Bezug auf Institutionen, wie z.B. der Entstehung und der Entwicklung von Kapitalismus beschäftigt. (z.B. North 1968). Auch wenn die NIE und die Institutionenökonomik, die hier vorgestellt werden soll, einige gemeinsame Elemente und Forschungsinteressen aufweisen, so basiert die NIE dennoch zu großen Teilen auf der neoklassischen Idee von rationalem und kurzfristig maximierendem ökonomischem Verhalten (für eine kritische Diskussion der NIE: siehe Samuels 1995, 578). Dementsprechend wird die NIE zwar kurz in der Sektion 8. behandelt; das Hauptaugenmerk liegt jedoch auf den Arbeiten der OIE, sowie der Deutschen Historischen Schule und zu einem geringeren Teil auf der sozioökonomischen Tradition, die unter anderem mit Max Weber assoziiert wird. Die Publikation von Wilhelm Roschers Grundriss im Jahr 1843 kann dabei als Geburtsstunde der Deutschen Historischen Schule angesehen werden. Ihre Präsenz in der wissenschaftlichen Gemeinde endete hingegen mit dem Tod von Werner Sombart im Jahr 1941. Die Ideen und Analysen der Schule wurden jedoch seitdem wieder entdeckt und weiterbearbeitet. (Hodgson 2001, 59). Der Beginn der OIE wird oft auf Thorstein Veblens (1857-1929) Arbeiten zurückgeführt. Diese Perspektive hatte ihren Höhepunkt in der USA des späten 19 Jh. bis hin zur Mitte des 20 Jh.
Wie schon aus dem Namen „Institutionenökonomik“ hervorgeht, ist der Begriff der Institution zentral für diese Perspektive. Will man Institutionen etwas präziser definieren als nur als regelmäßiges Verhalten, so kann man sie als soziale Regeln, die soziale Interaktionen strukturieren, verstehen. (Hodgson 2001, 294). Diese Regeln ermöglichen soziales Handeln insofern, als dass sie Menschen eine Schablone geben mit der sie den Sinn des Verhaltens anderer Menschen in einer bestimmten Situation verstehen können. Dementsprechend befähigen Institutionen Menschen zur Problemlösung sowie zur Innovation. Nur ein gemeinsames Verständnis, das durch erlernte soziale Regeln entsteht, macht es möglich, dass Aktien- (oder Pferde-) Händler Verträge durch Handzeichen schließen können. Ebenso ist der Unterricht in einem Klassenzimmer nur aufgrund von gemeinsamen sozialen Regeln möglich, da Lehrer*innen und Schüler*innen sich entsprechend ihrer Rollen verhalten. Daraus folgt natürlich auch, dass soziale Regeln nicht nur Handlungen ermöglichen, sondern gleichzeitig auch bestimmte Arten des Verhaltens einschränken. Jenseits von dieser Auffassung gibt es noch andere Definitionen von Institutionen, die jedoch alle mehr oder weniger zusammenhängen. Ein Überblick über die verschiedenen Auffassungen wird in Box 1 gegeben.
Es ist möglich zwischen verschiedenen Arten von Institutionen zu unterscheiden. Einerseits gibt es formelle Institutionen, die spezifiziert und kodifiziert sind. Verstöße gegen diese werden oft klar bestraft. Beispiele für formelle Institutionen sind Verträge, Satzungen oder Gesetze. Informelle Institutionen hingegen erweitern und unterstützen die formellen Institutionen, wobei erstere oft diffus sind und sich dezentral (d.h. emergent) herausbilden. Obwohl auch informelle Institutionen beobachtbar sind, werden sie dennoch oft als gegeben oder sogar als natürlich angesehen und erscheinen deswegen für die Menschen, die an ihnen teilnehmen und sie anwenden als unsichtbar. Beispiele solcher „natürlicher“ Institutionen sind Kategorien, die Gruppen aufgrund von z.B. Geschlecht oder Ethnie unterscheiden oder routinierte kulturelle Verhaltensweisen wie am Wochenende nicht zu Arbeiten. Eine weitere Unterscheidung zwischen formellen und informellen Institutionen ist, dass man erstere als bindend und letztere als nicht bindende Regeln ansieht (Khalil 1994, 255).
In Bezug auf informelle Institutionen ist eine weitere Unterscheidung zwischen Überzeugung und regelmäßigen Praktiken nötig. Überzeugungen können darüber hinaus in normative Überzeugungen (d.h. Regeln, die in einem historischen Prozess zu Normen werden) und kognitive Überzeugungen unterschieden werden. Erstere geben Antworten auf Fragen wie Was ist richtig? Was muss getan werden? während letztere aus Antworten auf Fragen über den faktischen Status der Realität wie z.B. Wie ist die Welt beschaffen? Warum passieren Dinge? und Aussagen wie Märkte existieren und manifestieren sich so und so! oder Expansive monetäre Politik führt zu Inflation! bestehen. Aus diesen Überlegungen folgt, dass ein System an Überzeugungen eine Institution stärken kann, wenn es entweder als Norm oder als „Wahrheit“ in einer Gesellschaft angenommen wird.
Überzeugungen können wiederum von regelmäßigen Praktiken wie Gewohnheiten, Bräuchen oder Routinen differenziert werden. Gewohnheiten sind Tendenzen oder psychologische Neigungen, sich zuvor angeeignete Handlungen auszuführen. (Camic 1986, 1004, zitiert in Hodgson 1994, 302). Im Gegensatz zu Institutionen beziehen sich Gewohnheiten auf das Individuum. Sie sind nicht intenationale Neigungen von Individuen, bestimmte Handlungen auszuführen. Jedoch können Gewohnheiten willentlich „antrainiert“ werden, wie z.B., wenn man sich eine bestimmte Arbeitstechnik und das entsprechende know-how aneignet. Thorstein Veblen argumentierte, dass gemeinsame Gewohnheiten auf der Ebene der Gesellschaft zur Entstehung von Institutionen führen. Im Gegensatz zu Gewohnheiten finden sich Routinen bei Gruppen (wie z.B. in Firmen vgl. Nelson und Winter 1982) und nicht bei Individuen. Ein Beispiel einer Routine wäre wie eine Gruppe von Arbeiter*innen den Betrieb einer Maschine organisiert und dabei auch mögliche Interessenkonflikte z.B. bzgl. des Teilens von Wissen löst. Um den Produktionsprozess der Maschine zu koordinieren, ordnen die Arbeiter*innen die Ausgangsprodukte auf eine bestimmte Weise im Raum an. Außerdem werden die Aufgaben, die ausgeführt werden müssen, sowie die Zeit wann welche Arbeit getan werden muss von die Arbeiter*innen aufgeteilt bzw. eingeteilt. Die Art und Weise wie diese Organisation erfolgt, kann dabei in der Spätschicht anders sein als in der Frühschicht. In diesem Fall hätten die beiden Schichten jeweils andere Routinen.
Sowohl Praktiken als auch Überzeugungen sind wiederum von Instinkten zu unterscheiden. Veblen identifizierte die bekannten (positiven) Instinkte der Arbeitsamkeit (workmanship), der elterlichen Fürsorge (parental bend) und der puren Neugier (idle curiosity). Diese stehen den räuberischen (predatory) Instinkten, die darin bestehen sich die Produkte anderer anzueignen und sich mit unproduktiven Tätigkeiten wie Krieg, Religion oder zur Schau gestellter Verschwendung zu beschäftigen, gegenüber. All diesen Instinkten wird, im Gegensatz zu den zuvor diskutierten Konzepten, ein gewisser Grad an transhistorischer Validität zugeschrieben.[1]
Institutionenökonom*innen wenden nun diese und andere Konzepte auf ökonomische Phänomene an. Das bedeutet, dass sie ökonomische Institutionen und komplexe Arrangements von Institutionen, die Mechanismen und Organisationen wie „Märkte“ und Firmen einbetten, erforschen. Außerdem werden jene Institutionen analysiert, die das Funktionieren der „Wirtschaft“ überhaupt erst ermöglichen. Gesetze oder kulturelle Normen sind Beispiele solcher Institutionen. Zuletzt wird auch der Einfluss von „der Wirtschaft“ auf den nicht wirtschaftlichen Teil der Gesellschaft, wie z.B. die Effekte von kapitalistischen Besitzverhältnissen auf das politische System, untersucht. Hier ist wiederum wichtig zu beachten, dass all diese Institutionen als historisch spezifisch zu betrachten sind. Dementsprechend gibt es keinen „Markt“ an sich, sondern eine Anzahl von Märkten, die sich weit gefasst als Arrangements von Institutionen, die den dezentralen Austausch einbetten, definieren lässt. So sind z.B. eine mittelalterliche Handelsmesse und der heutige Chicago Mercantile Exchange (eine große Börse auf der z.B. Optionen und Futures gehandelt werden) beide Teil der Kategorie Markt. Werden jedoch institutionelle und historische Faktoren nicht zu dieser Beschreibung hinzugefügt, so gibt diese Kategorie hinsichtlich der beiden Beispiele keinen großen Informationsgewinn. (vgl. Hodgson 2001, 250-257).
Das bedeutet letztendlich auch, dass die Grenze zwischen ökonomischen und nicht ökonomischen Phänomenen in der Praxis oft überschritten wird. Institutionelle Beschreibungen müssen ihren Untersuchungsgegenstand als komplexes Arrangement von ökonomischen, politischen und kulturellen Faktoren analysieren. Ein letzter Punkt ist, dass Institutionen sowohl als positive Dinge, die Menschen ein besseres Leben ermöglichen, als auch als negative Dinge, die dazu dienen Macht, Status und Wohlstand in den Händen der bereits Mächtigen zu erhalten, angesehen werden können. Institutionalisten wie Thorstein Veblen und später Clarance E. Ayres, J. Fagg Foster und P.D. Bush (1987) haben diesbezüglich von instrumentellen und problemlösenden Institutionen einerseits und zeremoniellen Institutionen andererseits gesprochen (Elsner 2012; Reuter 1996, 264-268). Siehe auch zur ceremonial encapsulation in Sektion 7.
Institutionalist*innen verschreiben sich einer sozialen Ontologie, in der Menschen als soziale Wesen verstanden werden, die ihre Präferenzen und Wertorientierung aus ihrem sozialen Kontext sowie aus den direkten Interaktionen (und nicht nur den Markinteraktionen zwischen Produzent*innen und Konsument*innen), in denen sie eingebettet sind, ableiten. Dementsprechend wird anstelle eines Individuums mit universellen und abstrakten Charakteristiken, die systemische Dimension als Startpunkt der Analyse gewählt. Historisch haben institutionelle Wissenschaftler*innen eine Populationsbasierte (phylogenetische) Ontologie und einen (methodologischen) Holismus befürwortet. Neuere Arbeiten haben hingegen einen nuancierten Standpunkt hinsichtlich der Individuen und der Struktur, in der sich diese befinden, entwickelt.[2] Dieses Konzept wird auch als Interaktionismus bezeichnet (Nooteboom 2007). Aus dieser Perspektive werden Institutionen als soziale Einheiten verstanden und demzufolge als emergente soziale Strukturen konzipiert. Das heißt allerdings nicht, dass Institutionen aus den strategischen Handlungen von Individuen hervorgehen. Stattdessen sind Institutionen erst einmal gar nicht allein auf die Handlungen von individuellen Akteuren zurückzuführen. Sie sind demnach nicht nur ein Instrument, dass Menschen benutzen um ihre Ziele zu erreichen. Stattdessen werden Institutionen als (zumindest potentiell) unabhängig von den Menschen die sie erschaffen haben, angesehen. Folglich sind sie selbst wichtige Faktoren, welche die Wirtschaft beeinflussen und stehen deswegen im Zentrum der Aufmerksamkeit (Reuter 1996, 137). Das wiederum hat zur Folge, dass sich Forschung hauptsächlich auf emergente meso und makro Phänomene konzentriert und nicht auf individuelle Handlungen (Elsner 2009, 2007). Das bedeutet jedoch nicht, dass Institutionen und individuelle Akteure voneinander vollkommen unabhängig sind. Stattdessen werden sie als sich gegenseitig bedingend oder als koevolutionär verstanden. Gemäß diesem Verständnis prägen Institutionen den Kontext, in dem Akteure handeln, während letztere jedoch gleichzeitig – absichtlich oder nicht – den Kontext in dem sie situiert sind ändern oder reproduzieren (Samuels 1995, 573).
Der Fokus auf eine mögliche Änderung oder Reproduktion impliziert, dass die meisten Institutionalist*innen sich weniger für die Erforschung eines statischen und spezifischen institutionellen Settings interessieren, sondern ökonomische Phänomene als Prozesse verstehen die in Zeit und Raum passieren. Folglich werden Fragen der Stabilität, des Wandels sowie der differenziellen Replikation von Populationen (d.h. der Evolution) als wichtig angesehen. Entsprechend dem Prinzip der historischen Spezifität ist der Wandel dabei jedoch nicht auf ein finales oder teleologisches Ziel oder Gleichgewicht ausgerichtet. Stattdessen ist er abhängig von den kontingenten (ungewissen) Zusammenhängen und der Evolution, die zu einer bestimmten Zeit an einem bestimmten Ort präsent sind. Auch wenn es in der Natur von Institutionen liegt mehr oder weniger stabil zu sein, so ist es dennoch eins der zentralen Ziele der Institutionenökonomik, Wandel und die Prozesse, durch die Wandel entsteht, zu verstehen. (Samuels 1995, 580). Diesem Ziel widmet sich auch die Theorie des institutionellen Wandels, die auf den Dynamiken zwischen instrumentellen und zeremoniellen Institutionen basiert (Elsner 2012; Bush 1987).
Vor diesem Hintergrund beruht die institutionelle Analyse nicht auf einem simplistischen und monolithischen Menschenbild, sondern auf einem historisierten Verständnis menschlicher Natur. Dementsprechend werden reduktionistische Verständnisse von Menschen zurückgewiesen während die Rolle des Kontextes hervorgehoben wird. Das bedeutet jedoch nicht, dass überhaupt keine Aussagen über die menschliche Natur getroffen werden. Menschen werden als kulturelle Wesen angesehen, welche in Gemeinschaften leben, arbeiten und konsumieren, was sie wiederum mit Sinn erfüllt.
Wie bereits erwähnt, resultiert aus diesem historisierten Verständnis von Menschen und Institutionen, dass Wandel eines der zentralen Themen der Institutionenökonomik darstellt. Darüber hinaus spielen jedoch auch Macht und Herrschaft eine große Rolle, insofern als dass Institutionen degenerierend wirken und für die Formalisierung von Ungleichheiten von Macht und ökonomischen Wohlstand missbraucht werden können (Reuter 1996, 178). Macht war z.B. ein zentrales Thema im Werk des berühmten Institutionalisten John Commons, der sich mit der Analyse von Rechten und Pflichten bei Transaktionen beschäftigt hat. Ein weiteres Indiz für die Wichtigkeit von Macht wird dadurch gegeben, dass der Elgar Companion to Institutional and Evolutionary Economics diesem Thema zwei Einträge widmet und dies mit der Relevanz von Macht für die institutionelle Analyse begründet (1994, XV). Jedoch kommen auch Knappheit (z.B. in Teilen des Werkes von Max Weber, vgl. Hodgson 2001, 122) und Unsicherheit (z.B. bei Cliffe Leslie, vgl. Hodgson 2001, 70-71) in den Arbeiten von Wissenschaftlern, die mit dem Institutionalismus verbunden sind, vor. Im Bezug auf Knappheit haben jedoch andere Institutionalisten wie Clarence Ayres und John Commons argumentiert, dass Knappheit keine ontologisch gegebene Tatsache darstellt, sondern von Kultur und Technologie abhängig ist (Reuter 1996, 275; Peach 1994, 167-168).
Die Institutionenökonomik ist ein Objekt-geleitetes (im Gegensatz zu einem Perspektiv-geleitetem) Forschungsprogramm, das darauf abzielt, soziale Institutionen und ihre Implikationen bezüglich der Wirtschaft zu verstehen (Hodgson 2015, 2). Folglich versuchen institutionelle Ökonom*innen, die Komplexitäten von konkreten in Zeit und Raum spezifizierten Phänomenen zu verstehen. Dieser Fokus auf das Konkrete legt nahe, dass es weniger um die Entwicklung von Theorie geht, als darum, Muster (patterns) zu erkennen. Das heißt jedoch nicht, dass Institutionalist*innen atheoretisch arbeiten. Stattdessen suchen sie nach einer mittleren Stufe der Verallgemeinerung in Form so genannter mid-range theories. Diese werden jedoch nicht dahingehend entwickelt, eine „ewige Wahrheit“ zu finden (wie z.B. die Schwerkraft, siehe auch Hodgson 2001, 14-16 über den limitierten Nutzen von allgemeinen Theorien in der Ökonomik). Hingegen geht es darum, praktischen Erkenntnisse über reale Phänomene zu gewinnen, die dann dazu genutzt werden können, die Welt durch institutionelles Design, Regulationen und politische Interventionen zu gestalten.
Der Fokus auf konkrete Phänomene sowie eine oft eher induktiv angelegte Forschungsstrategie bedeutet auch, dass ahistorische und metaphysische Wahrheiten meist abgelehnt werden. Das heißt, dass ein historisiertes Verständnis von wissenschaftlicher Erkenntnis die Basis institutioneller Theorie bildet. Zwar gibt es in der Institutionenökonomik eine positivistische Forschungstradition, die vom Empirismus und dem Skeptizismus der Deutschen Historischen Schule herrührt hinsichtlich allgemeiner Theorien. Jedoch kann der Perspektive als Ganzes zugeschrieben werden, dass sie das erkenntnistheoretische Problem des problematischen Zugangs zur realen Welt, anerkennt. Die Themen der sozialen Konstruktion sowie der Interpretation haben insbesondere in den eher kulturalistisch orientierten Arbeiten der sozioökonomischen Tradition Aufmerksamkeit erfahren (vgl. Beiträge in Heise und Deumelandt (Eds) 2015; Hedtke (Ed.) 2015 für Beispiele). Das bedeutet jedoch nicht, dass Institutionalist*innen radikale Konstruktivist*innen oder kulturelle Relativist*innen sind, sondern dass sie glauben, dass der privilegierte Zugang zum Wissen für Forscher*innen begrenzt ist. Daraus folgt, dass eine pragmatische Philosophie der Erkenntnis (nach Charles S. Peirce und John Dewey) verfolgt wird, die soziale Beschaffenheit von Kognition und Erkenntnis problematisiert und sich einer partizipativen Wissenschaft verschreibt (Reuter 1996, 75-76). Das wiederum hat zur Konsequenz, dass institutionelle Forscher*innen oft eine Art von Wissenschaft betreiben, die versucht – zumindest bis zu einem gewissen Punkt – in den Untersuchungsgegenstand „einzutauchen.“ Dies geschieht z.B. dadurch dass die Erfahrungen von Teilnehmer*innen an einem Prozess durch Interviews oder Archivrecherche rekonstruiert werden oder auch dadurch dass Forscher*innen selbst an einem solchen Prozess teilnehmen. Untersuchungen, Forschung, Kognition und Erkenntnis werden dementsprechend als partizipative Prozesse wahrgenommen, die auch im sozialen Interesse liegen und sozial evaluiert werden.
Im Hinblick auf dieses Wissenschaftsverständnis ist es nicht schwer zu begreifen, dass viele Institutionalist*innen eine Trennung von beschreibender und wertender Wissenschaft weder als machbar noch als unbedingt wünschenswert betrachtet haben. Die Tatsache, dass sie den praktischen Nutzen in der Evaluierung von Wissenschaft hervorheben, impliziert bereits, dass Instituionalist*innen ihre Arbeit ins Verhältnis zur Gesellschaft setzten. Während Max Weber – der manchmal als Institutionalist aufgeführt wird – zumindest das Ideal einer wertfreien Wissenschaft unterstützt hat, haben die meisten anderen Institutionalist*innen eine solche scharfe Trennung zwischen wissenschaftlichen und normativen Überlegungen zurückgewiesen (Milonakis und Fine 2009, 94, 198; Reuter 1996, 134). Diese Einstellung hat wiederum zur Folge, dass viele Institutionalist*innen selbst in der Politik oder in der Gesellschaft für einen sozialen Wandel eintraten. Beispiele dafür lassen sich in den Lebensläufen vieler US Institutionalisten finden. So war John Commons beispielsweise an vielen Industriekommissionen, sowie in der Ausformulierung des New Deals und an Arbeits- und Sozialgesetzgebung beteiligt (Elsner 2006). Wesley Mitchell, ein anderer Institutionalist, gründete das National Bureau of Economic Statistics and Research (NBER) und sein Schüler Arthur F. Burns gehörte dem ökonomischen Beraterkreis von Präsident Eisenhower an und wurde unter Präsident Nixon zum Chef der Federal Reserve (Reuter 1996, 300-310). Zwei weitere bekannte politisch aktive Institionenökonomen sind Gardiner C. Means und Adolph A. Berle. Beide waren im US Senat tätig, wo sie in den 1920er und 1930er Jahren bekannte Berichte veröffentlichten, in denen sie die Theorien der industriellen Kooperation und die des mark-up pricing und der Inflation entwickelten (Elsner 2011).
Die Aufhebung der absoluten Grenze zwischen Wissenschaft und Praxis kann jedoch auch andersherum gedacht werden. Viele Institutionalist*innen verfolgen ein demokratisches Wissenschaftsideal, das sich für breite Partizipation im Wissenschaftsprozess einsetzt (Reuter 1996, 80-84). Marc Tool hat sich beispielsweise für ein instrumentelles Wertprinzip (instrumental value principle) stark gemacht, das darauf angelegt ist, die Öffentlichkeit in Wertentscheidungen zu unterstützen und für eine reibungslose Reproduktion der Prozesse des sozialen Lebens sorgen soll (Tool 1977). Darüber hinaus sollte Wissenschaft danach streben, die menschliche Würde aufzuwerten und menschliches Zusammenleben zu reproduzieren (und nicht radikal ändern) sowie langsam zu verbessern (Reuter 1996, 322-326). Das Prinzip, das hierbei zur Anwendung kommt, ist das der minimalen Verlagerung (John F. Foster). Beispiele für Verbesserungen, die von Institutionenökonom*innen angestrebt werden sind Abfederungen von wirtschaftlicher Instabilität, sowie die Steigerung ökonomischer und sozialer Gleichheit, die Förderung von rationalem Handeln, bessere Lebensstandards in Bezug auf Ernährung, Gesundheit und Wohnen, sowie eine Erhöhung der Produktivität (vgl. Kapp 1976).
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Hinsichtlich der Methodologie weisen Institutionalist*innen zumeist die deduktiv-nomologische Perspektive zurück. Diese Haltung leitet sich aus dem Ziel ab, die Komplexitäten konkreter Zeit und ortspezifischer Phänomene zu verstehen.
Wendet man darüber hinaus die Dichotomie zwischen Deduktion und Induktion an – nicht als wahrheitsgemäße Beschreibung wie Wissenschaft funktioniert, sondern als Heuristik die Vergleiche zulässt – so kann man die Instititionenökonomik aufgrund ihrer Betonung der Empirie eher dem induktiven Lager zuordnen. Nichtsdestotrotz gibt es auch instutionelle Forschung, die sich eher in der Mitte der beiden Kategorien Induktion und Deduktion befindet. Dazu gehört beispielsweise die Abduktion, die sich auf die Ausarbeitung neuer Kategorien auf Basis von empirischen Daten bezieht und die u.a. von dem pragmatischen Philosophen Charles S. Peirce sowie von Arthur Spiethoff, einem Mitglied der Deutschen Historischen Schule, ausgearbeitet wurde (Thieme 2015, 147 in Heise (ed.) 2015). Zusammenfassend kann dennoch gesagt werden, dass Institutionenökonom*innnen hochgradige deduktive Theoriebildung und lange Argumentationsketten zurückweisen. Stattdessen geht es ihnen, wie bereits erwähnt, darum, Theorien mittlerer Reichweite (mid-range theories) zu entwickeln. Diese sollen die qualitativen Grenzen bezüglich der Handlungen, die in einer bestimmten Institution oder Struktur möglich sind, setzen (Dugger 1979, 905).
Im Hinblick auf die Wahl konkreter Methoden sind Fallstudien und Umfragen ein oft gewähltes Mittel (Dugger 1979, 906-907). Diese Methoden bieten Vorteile für Forschung an, die versucht ein konkretes Phänomen im Detail zu analysieren. Das bedeutet allerdings nicht, dass es in der Perspektive eine rigide Begrenzung von akzeptablen Methoden gibt. Stattdessen wird die Methode durch den Untersuchungsgegenstand bestimmt und sowohl qualitative wie quantitative Methoden werden von Institutionenökonom*innen verwendet. Dementsprechend findet man qualitative Befragungen, Feldbeobachtungen, partizipative Forschung und Archivforschung ebenso wie Ökonometrie, spieltheoretische Modelle und quasi-expermientelle Methoden (vgl. Hodgson 2015, 2). Außerdem werden diese verschiedenen Methoden durch Sekundärliteratur ergänzt, die mit den aus Primärquellen hervorgehenden Untersuchungen zusammengebracht wird. Das heißt nicht, dass jegliche Art von Methode im Sinne eines „anything goes“ erlaubt oder gern gesehen ist. Laborexperimente und sehr abstrakte formalistisch-deduktive Modelle sind z.B. eher unüblich. Instituionenökonom*innen, die in der Nähe der Komplexitätswissenschaften arbeiten, haben jedoch neben den bereits erwähnten mathematischen und spieltheoretischen Modellen auch soziale Netzwerkanalysen, agentenbasierte Modelle und Computersimulationen zum Repertoire der Perspektive hinzugefügt (vgl. Elsner et al. 2015).
Eine weitere wichtige Methode der Institutionenökonomik ist die Identifikation von (Ideal-)Typen, die unter anderem institutionelle Arrangements (z.B. ein Staat oder ein Unternehmen), Zeiträume (z.B. Antike oder Feudalismus) oder geographisch spezifische Strukturen (z.B. „deutscher“ oder „japanischer“ Kapitalismus) so kategorisieren, dass diese Kategorien aussagekräftig und informativ sind (vgl. Hodgson 2015, 2). Konkretere Beispiele solcher Typologien sind die Einteilung von Staaten hinsichtlich ihrer ökonomischen Entwicklung (Industrieland, Schwellenland,, am wenigsten entwickelte Staaten (Least Developed Country)), sowie hinsichtlich ihrer Positionierung auf dem Staat-Markt Kontinuum von Planwirtschaft und regulierter Ökonomie bis zu („neoliberaler“), deregulierter, freier Marktwirtschaft.
Dabei ist es wichtig zu bedenken, dass solche Kategorien und Typen immer unscharf und unsauber sind. So sind z.B. im Kapitalismus – der sich u.a. durch Lohnarbeit definiert – immer noch Arten von feudaler Sklavenarbeit präsent und in den regulierten Planwirtschaften der staatssozialistischen Ländern Osteuropas gab es auch Märkte, nämlich „Schwarzmärkte.“ (Hodgson 2001, 333-334). Darüber hinaus muss angemerkt werden, dass diese Typen auf der Ebene der Epistemologie gebildet werden. Das heißt, dass sie nicht wirklich existieren, sondern Artefakte menschlichen Denkens sind und dadurch fehlbar sind. Außerdem können natürlich Änderungen auf der ontologischen Ebene alte Typologie obsolet machen (vgl. Sayer 1994, 162-165). Andererseits bietet eine Typologie auch eine Möglichkeit, eine Theorie zu bilden, die Transformationen von einem Typ zu einem anderen in historischer Zeit sowie in einem geographischen Setting erklärt.
Was das Testen von Theorien auf ihre Validität angeht, so wird ein allgemeiner, erkenntnistheoretisch gerechtfertigter Ansatz in der Institutionenökonomik zurückgewiesen. Stattdessen wird eine pragmatische Herangehensweise postuliert, die Erkenntnisse nach ihrer praktischen Relevanz für konkrete soziale Fragestellungen bewertet. Dementsprechend wird, wie bereits im vorherigen Kapitel angesprochen, eine Methodologie angewendet, in der es Tests für Validität der Wissenschaft und ihrer Anwendung in der Praxis gibt.
Wie bereits zuvor erwähnt finden Institutionalist*innen, dass die Erkenntnisse, zu denen sie gelangen, eine Nutzen für die Gesellschaft haben sollen. Nichtsdestotrotz ist es schwierig, eine konkrete politische Position der Institutionenökonomik zu definieren. Das heißt jedoch nicht, dass die Vertreter*innen der Perspektive nicht politisch sind. Die US Institutionalisten waren z.B. sehr aktiv in der Zeit des New Deals (Elsner et al. 2015, 351; Elsner 2011) und Vertreter der Deutschen Historischen Schule haben sich ausgiebig mit der Planung der wirtschaftlichen Entwicklung in Deutschland beschäftigt. Zu den letztgenannten gehören auch Friedrich List und Bruno Hildebrand, die neben ihren wissenschaftlichen Karrieren auch aktive Politiker waren (Rieter 2002, 143-144). Auch wenn die von der Institutionenökonomik vertretenen politischen Positionen sehr divers sind, so lassen sich dennoch grundlegende Tendenzen identifizieren. Die meisten Institutionalist*innen treten der Entwicklung von kapitalistischen Wirtschaftssystemen mit Skepsis gegenüber und sprechen sich für politische Interventionen in der Wirtschaft aus (Milonakis und Fine 2009, 75-78; Elsner 2011). Diese Interventionen wurden oft mit dem Nationalstaat in Verbindung gebracht (Milonakis und Fine 2009, 75) Es gibt aber auch Ansätze, die sich auf die Mobilisierung von sozialen Gruppen und Klassen beziehen. Trotz dieser mehr oder weniger antikapitalistischen Einstellung ist die politische Agenda der Institutionalist*innen reformorientiert und nicht revolutionär. Sozialer und institutioneller Wandel wird als langsam und oft als pfadabhängig angesehen. Letzteres bedeutet, dass die – mitunter durch Zufall entstandenen – Ausgangsbedingungen eines Zustands einen irreversiblen Entwicklungsverlauf bestimmen. Außerdem wird das ökonomische System als in andere soziale Strukturen eingebettet angesehen. Diese analytischen Überlegungen lassen eine Revolution unwahrscheinlich und gleichzeitig gefährlich erscheinen. Der Fokus auf zeit- und ortsgebundene Phänomene legt hingegen eine Beschäftigung mit konkreten Verbesserung nahe, die systemischen Fragen vorgezogen wird. Gleichzeitig führt das „demokratische Ideal“ zu dialogorientierten sowie inklusiven und nicht zu radikalen Positionen.
Ungeachtet dieser Gemeinsamkeiten variiert die spezifische Ausgestaltung von Politikempfehlungen beträchtlich: Während einige die „Gesellschaft,“ das „Allgemeinwohl“ oder die „Nation“ durch die Schaffung von Institutionen, die den Kapitalismus zügeln, weiterentwickeln wollen, haben radikalere Institutionalist*innen, wie z.B. die Marx-Veblen Vertreter W. Dugger, H. Sherman und P.A O‘Hara eine konfrontativere Vision und Strategie. Darin sollen Klassen, der Staat oder die Zivilgesellschaft ein direktes Sagen in wirtschaftlichen Prozessen haben. Geht man über diese allgemeinen Tendenzen noch weiter hin zu konkreten Vorschlägen, so unterschieden sich diese noch mehr, da Institutionalist*innen grundsätzlich versuchen, Politik auf der Basis von konkreten Situationen zu entwickeln und nicht aufgrund von abstrakten Prinzipien.
Es ist möglicherweise auf die Aversion der Institutionenökonomik gegenüber der Entwicklung einer großen universellen Theorie, die das transhistorische ökonomische Problem lösen soll, zurückzuführen, dass sich im Verlauf der Geschichte der Perspektive eine große Anzahl an Themen und Analysen herausgebildet hat. Im Folgenden sollen einige exemplarische Forschungsthemen vorgestellt werden. Dabei wird sowohl auf historische Untersuchungen als auch auf moderne Arbeiten eingegangen. Themen, die von Institutionalist*innen erforscht wurden und werden, die aber aus Platzgründen hier nicht näher erläutert werden können beinhalten unter anderem die Dominanz von so genannten zeremoniellen Institutionen und die damit einhergehende wirtschaftliche und soziale Instabilität, Verteilungsungleichgewichte, Krisen, Ungerechtigkeiten im Hinblick auf Ethnie und Geschlecht, sowie die Theorie der Firma, der Innovation und des technologischen Wandels und das Thema der ökonomischen Demokratie.
Ein Forschungsthema, das eng mit den Arbeiten von Karl Polanyi verbunden ist, ist die Frage der Einbettung. Gemäß diesem Konzept sind ökonomische Aktivitäten sowie der Markt in weitreichende soziale Arrangements und Institutionen wie Kultur, Bräuche, Gesetzte und den Staat eingebettet. Wenn allerdings Politiker*innen versuchen, die auf dem Markt vorherrschende Logik von monetärem Gewinn und Kommodifizierung auf die Gesellschaft anzuwenden, so führt dies zu desaströsen Konsequenzen (Polanyi 1944). Eine ähnliche Argumentation kann bereits im Werk von Adam Smith – sowohl in der Theory of Moral Sentiments als auch im Wealth of Nations – gefunden werden (Watson 2005; Elsner 1989). In der jüngeren Vergangenheit wurde das Konzept der Einbettung von dem Wirtschaftssoziologen Mark Granovetter aufgegriffen. Granovetter hebt hierbei die Bedeutung von sozialen Netzwerken im Hinblick auf wirtschaftliche Entscheidungen hervor (Granovetter 1985). Es kann unter anderem auf diese Überlegungen zurückgeführt werden, dass manche Forscher*innen sich vom Konzept eines abstrakten „Marktes“ wegbewegt haben und sich stattdessen empirischen Untersuchungen von konkreten „Märkten,“ sowie von den Gesellschaften, Akteuren und Institutionen die solche Märkte möglich machen, gewidmet haben (z.B. Garcia-Parpet 1986).
Ein Thema, das vor diesem Hintergrund der Einbettung historisch eine besondere Bedeutung hatte, ist die Beziehung zwischen dem Gesetz (d.h. formellen Institutionen) und der Wirtschaft. Exemplarisch sind hierbei die Arbeiten von John Commons. Heute befinden sich insbesondere die Untersuchen zu Eigentumsrechten, sowie die zu geistigem Eigentum in dieser Forschungstradition (Elsner et al 2015, 468; Hodgson 2001, 311-313; Elsner 1986).
Wissenschaftler*innen, die mit OIE assoziiert sind, haben auch Verbindungen zur Ökologischen Ökonomik und haben daran gearbeitet, institutionelle Analysen mit Untersuchungen zur ökologischen Zerstörung zusammenzubringen. Ein Beispiel für diesen Ansatz findt sich in den Werken von Nicolos Georgescu-Roegen und Karl W. Kapp. Die durchaus ähnlichen Ansätze dieser beiden Wissenschaftler argumentieren unter anderem, dass die Entropie, die durch Unternehmen und das kapitalistische System kreiert wird, letztendlich in anderen Subsysteme wie der Gesellschaft abgeladen und dadurch externalisiert wird. Kapp (1950) theoretisierte darüber hinaus die Rolle der beschränkten Haftung von Unternehmen, welche es diesen erlaubt, Profite zu machen und die Verantwortung für die Kosten auf andere Systeme abzuwälzen (Elsner et al. 2015, 347-350). Innerhalb dieses Themenfeldes werden auch physikalische und biologische Analogien im Hinblick auf die Gesellschaft und das Marktsystem angewendet. Dementsprechend werden Menschen sowie die Wirtschaft als offene, metabolische Systeme verstanden (Berger und Elsner 2007).
Mitgliederder Deutschen Historischen Schule versuchten, eine Theorie von verschiedenen Wirtschaftsstufen zu entwickeln, die auch oft darauf abzielte eine historische Entwicklung von primitiven zu entwickelten Organisationsformen zu beschreiben. Hingegen hat sich die jüngere Literatur zu diesem Thema eher damit beschäftigt, Beschreibungen verschiedener wirtschaftlicher Organisationsformen zu entwickeln, die nicht vor Hintergrund einer teleologischen Entwicklung stehen. Ein gutes Beispiel dafür ist die Literatur zu verschiedenen Arten des Kapitalismus (Varieties of Capitalism), welche Ökonomien in liberale Marktwirtschaften, wie die USA oder Großbritannien, und koordinierte Marktwirtschaften, wie z.B. Deutschland oder Japan, einteilt (Hall und Soskice 2001). Diese Beschreibungen oder Idealtypen zeichnen sich durch ein spezifisches institutionelles Arrangement aus, das unter anderem auf Arbeitsgesetzgebung, Erziehung und Ausbildung sowie auf die Beziehungen zwischen Regierung, Gewerkschaften und Industrie besteht. Die französische Regulationstheorie, eine Variante des Institutionalismus, die aus dem Marxismus stammt, hat die verschiedenen Variationen des Kapitalismus noch weitergehend untersucht. Eine weitere Klassifikation, die auch oft in diesem Kontext angewendet wird, ist die Unterscheidung zwischen angelsächsischen, kontinentalen und asiatischen Ökonomien (Kesting und Nielsen 2008; Groenewegen et al 2007, 88-91).
Ein weiteres wichtiges Thema der OIE ist die Rolle von großen Unternehmen. Das Forschungsinteresse an diesen Unternehmen geht einher mit der Zeit des Gilded Age in den USA, in der viele Institutionenökonomen lebten. Die institutionelle Analyse von Firmen wurde dabei schon sehr früh mit Thorstein Veblens bekannter Theory of the Business Enterprise im Jahr 1904 begonnen. Darauf folgten die ersten Dekaden des 20 Jahrhunderts, in denen die Wirtschaft der USA von Riesenfirmen wie US Steel, JP Morgan und Standard Oil gekennzeichnet war. Die führenden Theoretiker*innen, die in empirischen Untersuchungen von den 1920ern bis in die 1940er die mikro- und makroökonomischen Konsequenzen der Konzentration von wirtschaftlicher Aktivität auf wenige große Unternehmen herausgearbeitet haben, waren die Institutionenökonomien Gardiner C. Means und Adolph A. Berle. Weitere Forschungsarbeiten zu großen, zu dieser Zeit bereits oft transnationalen Unternehmen (sog. TNCs oder MNCs), erfolgten in den 1950er und 1960er Jahren und bezogen sich auf Themen wie Kartellbildung, administrierte Preise (statt Marktpreise), die Aufteilung des Arbeitsmarktes in von unternehmens- und marktvermittelte Jobs, sowie die Existenz von Unternehmensnetzwerken im Hinblick auf Eigentum, Kontrolle und die persönlichen Netzwerke von Führungskräften in großen Unternehmen. John K. Galbraith war die leitende Persönlichkeit in diesen Untersuchungen eines mehr geplanten Kapitalismus.[3] Seine Gedanken dazu sind unter anderem in dem Buch New Industrial State zu finden. Weitere empirische Untersuchungen zu den Verbindungen von Unternehmen sind in den Arbeiten der Institutionenökonomen Alfred Chandler, John Munkirs und F. Gregory Hayden zu finden.
In den folgenden Jahrzehnten schien die Relevanz der großen Unternehmen abzunehmen, da kleine Unternehmen wieder mehr Einfluss erlangten und große, bürokratische Unternehmen infolgedessen als obsolet angesehen wurden, während die Flexibilität und der unternehmerische Geist kleiner Firmen gefeiert wurde (Amin 1994, 85-90). Dieser Abgesang auf Großunternehmen stellte sich allerdings als voreilig heraus. Im September 2016 brachte der Economist einen speziellen Bericht über Großunternehmen heraus und konstatierte, dass der Teil des BIPs der von den 100 größten Unternehmen der USA generiert wird und von 33% im Jahr 1994 auf 46% im Jahr 2013 gestiegen ist. Außerdem hielten im selben Jahr (2013) die fünf größten Banken 45% der Anlagen im Gegensatz zu 20% im Jahr 2000.[4] Netzwerkanalysen im Hinblick auf Eigentumsverhältnisse zeigen ebenfalls, dass die Verbindungen zwischen großen Firmen wieder auf einem sehr hohen Niveau sind, wobei 737 Entitäten 80% des Wertes aller transnationalen Unternehmen halten (siehe die jüngste Untersuchung zu Unternehmensnetzwerken von Vitali et al. 2011)
Eine Weiterführung dieser Untersuchungen mit einem anderen Fokus ist die von William Dugger entwickelte Unternehmenshegemonietheorie (corporate hegemony theory). Nach Ansicht dieser Theorie führt ein starker Unternehmenssektor dazu, dass der Pluralismus an Überzeugungen und sozialen Institutionen in einer Gesellschaft sowie die Schule, die Familie, oder die Religion zerstört werden. Sobald die Überzeugungen, Praktiken und Notwendigkeiten des Unternehmenssektors auf andere Bereiche angewendet werden, verschwinden konkurrierende Überzeugungen und Praktiken und letztlich bildet sich eine Hegemonie heraus (Dugger 1994, 91-95, in Elgar Companion).
Wie bereits in Abschnitt 2) kurz angedeutet, beschreibt Einkapselung den Prozess, in dem eine Institution, die ursprünglich gegründet wurde um ein Problem zu lösen (z.B. Unsicherheit zu reduzieren oder ein Problem kollektiven Handelns zu lösen), von Akteuren übernommen wird, die nach persönlichem Status streben. Infolgedessen schaffen und erhalten sie eine Institution, die – z.B. aufgrund geänderter Rahmenbedingungen – nicht mehr in der Lage ist, ein Problem zu lösen. Wolfram Elsner et al. zeigen die Effekte einer solchen Einkapselung anhand einer spieltheoretischen Perspektive. Sie benutzen dabei als Beispiel hierarchische Routinen in Unternehmen, die ursprünglich entwickelt wurden, um Transaktionskosten zu senken. Jedoch werden diese u.a. aufgrund der persönlichen Ziele von Führungskräften auch unter sich ändernden Rahmenbedingungen erhalten und sind letztendlich nicht mehr in der Lage, adäquate Lösungen anzubieten (2015, 403-411; siehe außerdem: Elsner 2012; Bush 1987). In diesem Kontext ist es wichtig, auf die unterschiedlichen Rechtfertigungen hinzuweisen, die von instrumentellen und zeremoniellen (eingekapselten) Institutionen hinzuweisen. Erstere beziehen sich auf ihre Kapazität, ein Problem zu lösen, während letztere sich auf traditionelle Werte oder Mythen beziehen.
Zuerst soll das Verhältnis der Institutionenökonomik, wie sie hier definiert ist, mit der New Institutional Economics erläutert werden. Wichtige Vertreter der NIE sind Ronald Coase, Douglass North und Oliver Williamson (Hodgson 2015, 5). Der Hauptunterschied zwischen den beiden Perspektiven ist ontologisch, insofern als dass die NIE von der Annahme ausgeht, dass Individuen mit definierten (fixen) Präferenzenbündeln Institutionen schaffen, um ihre Transaktionskosten zu reduzieren oder um Verbindlichkeitsprobleme zu lösen (vgl. North 1990, 27-35). Dies muss jedoch nicht zur Folge haben, dass Institutionen für die NIE immer sozial effizient sind. Denn Individuen in bestimmten Positionen, z.B. Herrscher*innen, können Anreize haben, ineffiziente (oder zeremonielle in der Sprache der OIE) Institutionen zu schaffen, aus denen sie Renten beziehen können. Darüber hinaus können Lock-in Effekte sowie die Unsicherheit über die payoffs bei einem Institutionenwandel dazu führen, dass keine Änderungen hin zu möglicherweise effizienteren Institutionen geschehen. Dies geschieht u.a. deswegen, weil die Erwartungen der Akteure über ihre Möglichkeiten und payoffs an den aktuellen Institutionen ausgerichtet sind (North 1990, 4-8). Zusammengefasst lässt sich sagen, dass die NIE, trotz einiger Ansätze in denen Kultur oder Überzeugungen eine größere Rolle spielen, wegen ihrer Strategie, beim Individuum zu starten eher der Neoklassik zugeordnet werden kann. Denn der methodologische Individualismus stellt eines der zentralen Identifikationsmerkmale der Letzteren dar (u.a. neben statischen und marginalistischen Berechnungen) (vgl. Arnsperger und Varoufakis 2006, 7).
Ein weiteres Feld, das Verbindungen zur Institutionenökonomik unterhält, jedoch als separat angesehen werden kann, ist die Kulturökonomik. Anstelle eines weiten Institutionenverständnis wird in dieser Perspektive besonders auf die kulturellen Phänomene geschaut, während die Effekte (oder sogar die Existenz) von materiellen Faktoren eher ausgeblendet werden. Wissenschaftler*innen, die in diesem Feld arbeiten, fokussieren entweder linguistische oder andere Formen der Repräsentation (sowie verschiedene Diskursformen, die ökonomische Strukturen beeinflussen). Zudem beziehen sie sich auf körperliche oder ästhetische Praktiken, sowie die Rolle von Emotionen, Erfahrungen und Kreativität in Bezug auf soziales Handeln. Während im Hinblick auf empirische Untersuchungsgegenstände starke Übereinstimmungen mit der Institutionenökonomik bestehen, gibt es größere Unterschiede hinsichtlich der Epistemologie und der Methodologie. Kulturökonom*innen hinterfragen die Unabhängigkeit von Teilnehmer*innen und Beobachter*innen in radikaler Weise. Außerdem tendieren sie zu starkem Konstruktivismus und heben die Bedeutung von Interpretation und Subjektivismus in der empirischen Forschung hervor. Das bedeutet, dass sie sich eher einem interpretativen oder hermeneutischen Rahmen zugehörig fühlen.
Die Sozialökonomie beschreibt ein weiteres sehr breites Feld welches eng mit der Institutionenökonomik verbunden ist oder sogar deren Analysen beinhaltet. Reinhold Hedtke definiert die Sozialökonomie über einen Fokus auf die Einbettung der Wirtschaft in andere Systeme, die Anerkennung von Historizität oder historischer Spezifizität, die Annahme von multidimensionalen Motivationen von Akteuren (z.B. sowohl Nutzenmaximierung wie auch moralische und soziale Gesichtspunkte) und eine explizit transdisziplinäre Orientierung (Hedtke 2015, 15; zum Verhältnis von Institutionalismus und Sozialökonomie, siehe Elsner 2017).
Im Hinblick auf die Interdisziplinarität ist anzumerken, dass der Fokus auf Macht und Herrschaft, der oft in der Institutionenökonomik vorkommt, von der Politikwissenschaft (sowie von den Internationalen Beziehungen oder der Internationalen Politischen Ökonomie, siehe z.B. Cox 1981) weiter erklärt und als exklusives Thema bearbeitet wird. Während sich manchen Institutionenökonom*innen damit beschäftigt haben, wie Konflikte und Herrschaft in der ökonomischen Sphäre sich austragen und wie Institutionen wie Gesetzte, Werte und Traditionen dazu dienen können Machtungleichheiten zu verstetigen (Reuter 1996, 178), ist der Fokus auf Macht und Herrschaft das Hauptaugenmerk der Politikwissenschaft. Institutionen und Kultur werden natürlich auch in der Soziologie behandelt und es ist oft schwierig, eine klare Grenze zwischen Institutionenökonomik und Soziologie zu ziehen (vgl. Kapp 1976, 213, der argumentiert, dass eine Unterscheidung zwischen dem Ökonomischen und dem Sozialen nicht möglich ist, weil die Wirtschaft ein metabolisches Subsystem ist, das sich in Abhängigkeit und auf Kosten der sozialen und natürlichen Subsysteme entwickelt). Die Untersuchungen von Routinen und Gewohnheiten haben wiederum enge Verbindungen zur Psychologie. Zuletzt gibt es natürlich auch eine große Nähe zu den Rechtswissenschaften, die von besonderer Bedeutung im Hinblick auf die Rolle von formellen Institutionen wie Eigentumsrechten, Transaktionen und Regulationen ist (wie bereits erwähnt sind die Arbeiten von John Commons exemplarisch für diese Schnittstelle).
Abschließend sollte noch hervorgehoben werden, dass die Institutionenökonomik eine gemeinsame Geschichte mit der evolutorischen Ökonomik teilt. Der US Institutionalismus hatte seinen Beginn in der Idee der Evolution (Veblen 1898). Die moderne evolutorische Ökonomik unterscheidet sich von der Institutionenökonomik insofern als dass sie den Fokus auf biologische und komplexe physikalische (nicht mechanistische) Metaphern, System und Populationen legt. Dies wird auf einer anderen Perspektivseite näher erläutert. Außerdem bauen Arbeiten der modernen Komplexitätsökonomik (link) oft auf Analysen der Institutionenökonomik auf und bereichern diese wiederum um neue Konzepte und Methoden (z.B. Elsner et al. 2015).
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Wie bereits in der Diskussion hinsichtlich der unterschiedlichen ontologischen Prämissen der OIE und der NIE erwähnt, findet sich eine der Hauptdifferenzen in der unterschiedlichen Auffassung von Institutionen. In der Institutionenökonomik wie hier dargestellt werden Institutionen als ontologisch unabhängig von Individuen existierend wahrgenommen und können folglich als Akteure mit eigenen Wirkmächtigkeiten verstanden werden. Dementsprechend prägen sie im Zusammenspiel mit Individuen die Art und Weise wirtschaftlicher Organisation. Das wiederum steht in starkem Widerspruch zu dem methodologischen Individualismus, der in vielen Teilen der Mainstream Ökonomik vorhanden ist. Eine weitere Unterscheidung auf ontologischer Ebene liegt in der Hervorhebung von Dynamik, Evolution, Historizität, sowie den sozialen und ökologischen Sphären, die alle essentiell für die institutionelle Analyse sind. Der Atomismus, sowie die statischen Analysen, die im Mainstream verankert sind können klar von einem solchen Verständnis abgegrenzt werden.
Im Hinblick auf die epistemologische und methodologische Ebene hat William Dugger einige Differenzen herausgearbeitet. Dugger hebt die Unterschiede zwischen den Modellen der Institutionenökonomik, welche Muster erkennen wollen und denen der Neoklassik, die Vorhersagen treffen wollen, hervor. Nach seiner Ansicht verhält sich dieser Unterschied wie folgt:
A pattern model explains human behavior by carefully placing it in its institutional and cultural context. A predictive model explains human behavior by carefully stating assumptions and deducing implications (predictions) from them. (...) The predictive model is tested empirically by comparing deductions (quantitative predictions) with observations. The pattern model is tested empirically by comparing hypothesized institutional structures (qualitative patterns) with observations. (...) In summary, in the predictive mode, a theory is a set of predictions deduced or inferred from higher level principles or assumptions; in the pattern mode, a theory is a set of patterns which fit together. On the one hand, individual behavior is deduced from utility and income assumptions; on the other, individual behavior fits into an institutional structure, and institutional structure fits into a cultural context (...) In short, an understanding of the institutional structure in which Jones [meaning “somebody” here] is embedded does give the institutionalist some power to make general, qualitative predictions, but not specific, quantitative ones (Dugger 1979, 900-901, 905).
Journal of Economic Issues (JEI)
Journal of Institutional Economics (JoIE)
Journal of Institutional and Theoretical Economics (JITE)
Evolutionary and Institutional Economics Review
Review of Social Economy (RoSE)
Forum for Social Economics (FSE)
Cambridge Journal of Economics (CJE)
Deutsche Historische Schule:
British (and Irish) Historical School: T.E. Cliffe Leslie, Robert F. Hoxie, William Cunningham, John K. Ingram, Herbert Foxwell, Arnold Toynbee, William J. Ashley,
American Original Institutionalism: Thorstein Veblen, John R. Commons, Wesley Mitchell, Arthur F. Burns, Clarence E. Ayres, Richard T. Ely, Alan G. Gruchy, John K. Galbraith, Gunnar Myrdal.
New Institutional Economics: Douglass North, Oliver Williamson, Ronald Coase, Armen Alchian, Harold Demsetz.
Assoziierte Wissenschaftler*innen: Karl Polanyi, Joseph A. Schumpeter, Albert O. Hirschman, Simon Kuznets; Robert Heilbroner, Elinor Ostrom, Max Weber
Liste der Scholars, die mit dem Veblen-Commons Award ausgezeichnet wurden
Liste der ehemaligen Präsident*innen der AFEE
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[1] Zu Instinkten siehe auch Hodgson (2004).
[2] Siehe Hodgson (2001, 62), bzgl. Der Analogien (Organismus, Populution) aus der Biologie.
[3] Zu den Arbeiten von Galbraith siehe die TV Serie: Age of Uncertainty,https://www.youtube.com/watch?v=KGSID_Uyw7w
[4] http://www.economist.com/news/leaders/21707210-rise-corporate-colossus-threatens-both-competition-and-legitimacy-business, aufgerufen am 25. September 2016.
Titel | Dozent*in | Anbieter | Start | Level |
---|---|---|---|---|
Economics from a pluralist perspective | Prof. Dr. Irene van Staveren, Prof. Dr. Rob van Tulder, Maria Dafnomili (PhD re… | Erasmus University Rotterdam | immer | leicht |
Political Economy of Institutions and Development | Richard Thomas Griffiths | Universiteit Leiden | 02.03.2020 | leicht |
State, Law and the Economy | Prof. Y.C. Richard Wong | n.a. | 24.03.2020 | mittel |
An Introduction to Political Economy and Economics | Dr Tim Thornton | n.a. | 2022-01-30 | leicht |
Water Resource Management and Policy | Prof. Geraldine Pflieger, Dr. Christian Brethaut | Graduate Institute of International and Development Studies Geneva | flexibel | mittel |
Introduction to Sustainable Finance | Liesel van Ast, Christopher Flensborg, Lina Apsheva, Dominik Brunner, Yannick M… | Skandinaviska Enskilda Banken (SEB) and Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) | flexibel | leicht |
The Association for Evolutionary Economics
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Association for Institutional Thought (AFIT)
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Karl Polanyi Institute of Political Economy
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Elgar Companion to Institutional and Evolutionary Economics
Publikationsjahr: 1994
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Institutional economics: An introduction
Publikationsjahr: 2010
Palgrave Macmillan
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Publikationsjahr: 1995
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