Wenn Ökonomen für ihre Theoriearbeit Wertfreiheit reklamieren, so beanspruchen sie damit, dass das, was sie sagen, über jeden ethischen Zweifel erhaben ist. Die ökonomischen Wissenschaften sind jedoch als Sozialwissenschaften faktisch und logisch unausweichlich normativ. Sie vertreten mit ihren Theorien entweder einen stillschweigenden normativen, allerdings ethisch höchst fragwürdigen Geltungsanspruch: Der wettbewerbliche Markt und mit ihm „Effizienz“ und „Rationalität“ sollen herrschen. Soweit Ökonomen tatsächlich keine ethische Geltungsansprüche verfolgen und rein „positiv“ feststellen, was „die ökonomischen Tatsachen“ sind, so darf auch dies nicht als wertfrei, d.h. als ethisch unbedenklich gelten. Dies liefe nämlich auf eine Rechtfertigung der herrschenden Marktmachtverhältnisse hinaus.
Vielen Dank an oikos Köln und das Team der Ringvorlesung Polarschmelze, Polarisierung, Pluralismus!