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Woher kommt der Kapitalismus? Ist er eine natürliche Folge der gesellschaftlichen Entwicklung? Oder resultiert er aus Theorien, die im Laufe des politischen und technologischen Wandels entstanden sind? Die Serie "Der Kapitalismus" begibt sich weltweit auf die Suche nach Antworten und schreckt nicht davor zurück, alte Idole zu stürzen und Vorurteile auszuräumen. In sechs Folgen werden Menschen aus 22 Ländern befragt, darunter Jäger aus dem Amazonas-Gebiet, die letzten Kommunisten Chinas und Börsenmakler aus New York. Wie sieht die Welt nach der Krise 2008 aus? Mehr als 20 renommierte Wirtschafts-Experten versuchen das herauszufinden und begeben sich auf den Spuren der großen Denker, die die Geschichte des Kapitalismus geprägt haben.
David Ricardo und Thomas Malthus sind vielen nicht ganz so geläufig wie Adam Smith. Sie spielten jedoch eine entscheidende Rolle in der Herausbildung der britischen Gesellschaft des 19. Jahrhunderts. David Ricardo ist die Theorie der komparativen Kostenvorteile zu verdanken, die als Marktlogik der letzten 40 Jahre zu einer immer arbeitsteiligeren globalen Wirtschaft geführt hat. Die dadurch ausgelösten tiefgreifenden gesellschaftlichen und politischen Veränderungen werden als der Preis betrachtet, der für den steigenden Wohlstand aller zu bezahlen sei.
Doch von welcher Vision hatte sich David Ricardo leiten lassen, und vor welchem Hintergrund ist seine Theorie entstanden? Gründen die Entwicklungen der letzten 40 Jahre tatsächlich auf den Theorien des frühen 19. Jahrhunderts oder lassen sie sich vielmehr durch politische und wirtschaftliche Interessen unserer Zeit erklären?
In dieser Folge wird Ricardo's 'Theorie der komparativen Kostenvorteile' als Begründung des freien Welthandels kritisch untersucht. Es wird auf die These eingegangen, dass letzterer hauptsächlich durch Kolonisierung und Imperialismus entstanden ist und Ricardo's Hauptwerk Über die Grundzüge der politischen Ökonomie und der Besteuerung als wissenschaftliches Fundament und Rechtfertigung in diesem Prozess diente. Ricardo, der Finanzier, gilt auch als erster Ökonom, der nationalökonomische Phänomene aus rein wirtschaftlicher Perspektive analysiert und von moralphilosophischen Überlegungen, die bei Adam Smith noch zumindest gleichwertig behandelt wurden, trennt bzw. gänzlich außen vor lässt.
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